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Raison(s) d’Etat(s) en Europe. Traditions, usages, recompositions, hg. v. Krulic, Brigitte (= Travaux Interdisciplinaires et Plurilingues 13). Lang, Frankfurt am Main 2010. VI, 261 S., 2 Ill., 2 Taf. Besprochen von Gerhard Köbler.

Raison(s) d’Etat(s) en Europe. Traditions, usages, recompositions, hg. v. Krulic, Brigitte (= Travaux Interdisciplinaires et Plurilingues 13). Lang, Frankfurt am Main 2010. VI, 261 S., 2 Ill., 2 Taf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Herausgeberin ist Professorin an der Universität Paris Ouest Nanterre La Défense und Direktorin des Centre de Recherches Pluridisciplinaires Multilingues. Nach der Karlsruher Virtuellen Bibliothek ist sie zuerst 1995 durch eine Übersetzung Von Anna Seghers’ Die Toten bleiben jung mit den beiden Teilen La révolution confisquée und La mise au pas in die französische Sprache hervorgetreten. Danach hat sie sich mit der Nation (1999), mit Écrivains, identité, mémoire (2000), mit Nietzsche (2002) und Europa (2004) befassr und ist von daher mit politischer Ideengeschichte aus vergleichender Sicht gut vertraut.

 

Der vorliegende Band ist das Ergebnis eines internationalen, multidisziplinären Kolloquiums, das im Jahre 2009 an der genannten Universität abgehalten wurde. Er will Philosophie, Geschichte und Recht vereinen. Diesem Ziel dienen 12 französische Beiträge und je eine deutsche und englische Studie.

 

Nach einer kurzen Einführung der Herausgeberin beginnt das Werk mit der Entstehung der raison d’Etat im 16. und 17. Jahrhundert, wobei Machiavelli die führende Rolle zugeschrieben und daneben François Guichardin betrachtet wird. Der zweite Teil befasst sich mit Kontexten und Kontroversen und erfasst in den betreffenden Referaten Plato, die Diskontinuität der Staatsräson als Problem der deutschen Geschichte (Günther Heydemann), Friedrich II., Voltaire, die Affäre Dreyfus, das Deutsche Reich zwischen 1871 und 1933 sowie Mussolini, Craxi und Berlusconi. Der abschließende dritte Teil stellt den Rechtsstaat dem von außergewöhnlichen Krisen geschüttelten Staat gegenüber und blickt dabei auf die Verfassung, die politische Justiz, die Religionsfreiheit und die Ökologie, so dass der Band insgesamt zahlreiche Fragen neuzeitlicher Politikgeschichte anspricht und weiterführend erörtert.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler