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Sassin, Horst, Carl Goerdeler. Hitlers Widersacher in der Solinger Kommunalpolitik 1911 bis 1920. V & R unipress, Göttingen 2013. 229. S., 57 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Sassin, Horst, Carl Goerdeler. Hitlers Widersacher in der Solinger Kommunalpolitik 1911 bis 1920. V & R unipress, Göttingen 2013. 229. S., 57 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Schneidemühl am 31. Juli 1884 geborene Carl Friedrich Goerdeler entstammte einer Beamtenfamilie in Preußen. Nach den beiden juristischen Staatsprüfungen trat er 1911 in die Kommunalpolitik ein und stieg 1930 zum Oberbürgermeister Leipzigs und wenig später zum Reichskommissar für Preisüberwachung auf. Zwar stand er der Einsetzung Adolf Hitlers als Reichskanzler auf Grund seiner konservativen Gesinnung zunächst positiv gegenüber, doch trat er im November 1936 vom Amt als Oberbürgermeister in Leipzig zurück, als in Verfolgung nationalsozialistischer Zielsetzung das Denkmal des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy abgerissen werden sollte, und wurde danach allmählich zum führenden Kopf eines zivilen Widerstandskreises, der nach dem Attentat auf Adolf Hitler das Amt des Reichskanzlers übernehmen sollte.

 

Über das Leben dieses seinen Widerstand mit der Hinrichtung in Berlin-Plötzensee am 2. Februar 1945 büßenden Politikers hat bereits 1954 Gerhard Ritter eine umfangreiche Biographie vorgelegt. Seitdem sind verschiedene, teilweise kritische Veröffentlichungen zu Goerdeler vorgelegt worden, die aber keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse mit sich brachten. Von daher ist es sehr zu begrüßen, dass der Verfasser, der mit einer 1993 erschienenen Dissertation über liberalen Widerstand gegen den Nationalsozialismus an der Universität Düsseldorf promoviert wurde, an Hand bisher nicht berücksichtigter archivalischer Quellen ein neues Bild von der prägenden Frühzeit Goerdelers in der Kommunalverwaltung Solingens zeichnet.

 

Gegliedert ist es nach einer kurzen Einleitung in insgesamt 10 Abschnitte. Sie behandeln nacheinander Goerdelers Tätigkeit in Solingen als juristischer Hilfsarbeiter für Schlachthof und Armenverwaltung, als Beigeordneter für Schulverwaltung und Krankenversicherung und erfassen ihn als einen sonst nicht unsympathischen Herrn mit einem differenzierten Verhältnis zur Sozialdemokratie, der sich rasch für hohe Aufgaben profilierte und zu Recht einen herausragendn Platz in Solingens Geschichte verdient. Im Ergebnis führt der Verfasser ansprechend Goerdelers Fähigkeit zu Verwaltungsreform in großem Stil., Goerdelers Einsatz für die rheinische Bürgermeisterverfassung und Goerdelers Organisationsfähigkeit auf die frühen Jahre in Solingen zurück, auch wenn Adolf Hitler, wie man dem Werktitel auch entnehmen könnte, in den Jahren 1911 bis 1920 kein Widersacher in der Solinger Kommunalpolitik Goerdelers gewesen sein dürfte.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler