Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 131 (2013). Thorbecke, Ostfildern 2013. 322 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 131 (2013). Thorbecke, Ostfildern 2013. 322 S.
Vor etwa 19000 Jahren entstand während des ersten bedeutenden Rückschmelzstadials des bis zu 1200 Meter mächtigen Rhein-Vorlandgletschers der letzten Eiszeit als kleiner Zungenbeckensee der Urbodensee. Um 16500 vor unserer Zeit war das Alpenrheintal bis Reichenau westlich Churs eisfrei und wurde von einem See eingenommen, der während seiner größten Ausdehnung die doppelte Fläche des Bodensees hatte und vom Untersee und Überlinger See bis über das heutige Chur hinaus und über Walensee und Zürichsee bis Zürich reichte. Seitdem verfüllt ihn der Abraum des Rheines und seiner Nebengewässer, so dass es nur eine Frage der längeren oder kürzeren Zeit sein wird, bis er vollständig verlandet ist.
Mit dieser geologischen Frage befasst sich einer der insgesamt 13 Beiträge des vorliegenden Bandes der Schriften des sehr viel jüngeren Vereins. Andere Studien behandeln die bauliche Entwicklung am Kaufhaus Konstanzs, die Einordnung der Welfen in die Weltgeschichte auf Grund der bisher vernachlässigten Weingartener Kaiserchronik, die spätgotischen Wandmalereien in der Sankt Wendlinskapelle auf dem Ramsberg zwischen Pfullendorf und Überlingen, die Hinrichtung der Bettler, Räuber und Mörder Peter Belzly und Hanns Ruff, einen Vorschlag zum Wiederaufbau der Westturmanlage des Münsters Konstanzs, das Säcken in Sankt Gallen, die Flößerei auf dem oberen Rhein, das album amicorum Ursula Staehelins aus Sankt Gallen, Konrad Gröbers Erinnerungen an Konstanz, den Maler Otto Tillkes in Lindau (1923-1930), die Zeugen Jehovas als Opfer des Nationalsozialismus in Konstanz, Straßennamen als problematische Zeugnisse von Erinnerungskultur und last but not least die geologische Geschichte des Bodensees. Sie alle führen zu vielfältigen neuen Erkenntnissen in Bezug auf den näheren, heute zwischen Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz (begrenzt) aufgeteilten Raum. Leider können sie bei aller Freude über die noch lebendige überstaatliche geschichtliche Einheit an dieser Stelle nur sehr begrenzt zur Kenntnis genommen und angezeigt werden.
Innsbruck Gerhard Köbler