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Baum, Dajana, Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846). „Doktor der Weltweisheit“ und „Professor der Konstitutionen“. Verfassungskonzeptionen aus der Zeit des ersten preußischen Verfassungskampfes (= Düsseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens 79). Klartext, Essen 2007. 429 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Baum, Dajana, Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846). „Doktor der Weltweisheit“ und „Professor der Konstitutionen“. Verfassungskonzeptionen aus der Zeit des ersten preußischen Verfassungskampfes (= Düsseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens 79). Klartext, Essen 2007. 429 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Verfasserin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Düsseldorf. Ihr Publikationsverzeichnis setzt etwa 2005 ein. Das vorliegende, Johann Friedrich Benzenberg nach einer Lithographie Severins von etwa 1890 auf dem Außentitel zeigende, eines Registers entbehrende Buch dürfte ihre Dissertation sein, auch wenn dies nicht erkennbar gemacht wird.

 

Johann Friedrich Benzenberg wurde am 5. Mai 1777 in Schöller bei Elberfeld in Jülich und Berg als einziger Sohn eines reformierten Pfarrers geboren, studierte in Marburg von 1795 bis 1797 Theologie und in Göttingen von 1797 bis 1799 Astronomie bei dem am 24. Februar 1799 verstorbenen Georg Christoph Lichtenberg und Mathematik bei Abraham Gotthelf Kästner. 1805 ernannte ihn der Kurfürst von Bayern zum Professor für Physik und Astronomie am Lyzeum in Düsseldorf, doch wechselte Benzenberg später in die Schweiz und nach Frankreich, ehe er schließlich wieder in den deutschen Raum zurückkam. Politische Schriften machten den Physiker, Geodäten und Publizisten bald unbeliebt, so dass er später weitgehend in Vergessenheit geriet.

 

Die Verfasserin gliedert ihre ansprechende, 55 Werke Benzenbergs auswertende Studie nach einer kurzen Einleitung über Forschungsstand, Zielsetzung, Methode und Quellenlage in 9 Abschnitte. Sie beginnen mit den Anfängen des Liberalismus und Konservativismus und führen über den Weg vom Gelehrten zum Publizisten, Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers (1815), publizistische Reaktionen auf das Verfassungsbuch (1817), den deutschen Beobachter, den Entwurf einer Provinzialverfassung (1819/1821), den Interpreten der preußischen Finanzpolitik von 1820 bis 1823 und die Verteidigung der preußischen Politik als Kampf für den Verfassungsstaat bis zum Alterswerk über Preußen und Frankreich (1834) sowie die Staats-Verfassungen Deutschlands (1834, 1845). Dabei kann sie einleuchtend zeigen, wie der Gelehrte und Politiker Benzenberg im Laufe seines Lebens nach früher Verfassungsdiskussion vom Liberalismus in das konservative Lager wechselte und sich schließlich für einen starken Staat mit monarchischer Spitze und eine scheinbar parteifreie Verwaltung einsetzte.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler