Original Ergebnisseite.

Kellerhoff, Sven Felix, Aus der Geschichte lernen - Ein Handbuch zur Aufarbeitung von Diktaturen. Nomos, Baden-Baden 2013. 136 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Kellerhoff, Sven Felix, Aus der Geschichte lernen - Ein Handbuch zur Aufarbeitung von Diktaturen. Nomos, Baden-Baden 2013. 136 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Diktatur ist im altrömischen Recht das Amt eines von einem Konsul in einer Notlage der Republik für eine streng befristete Zeit ernannten außerordentlichen Magistrats (Diktators) (ohne kontrollierenden Kollege, wie es von Sulla und Caesar aber am Ende der Republik ohne zeitliche Beschränkung ausgeübt und 44 v. Chr. abgeschafft wird. Im Anschluss hieran entwickeln sich verschiedene Formen unbeschränkter Herrschaft eines Einzelnen oder einer Personengruppe, wobei der Begriff in der Renaissance wiederbelebt wird und die Diktatur vielfach totalitäre Züge (z. B. unter Adolf Hitler oder Josef Stalin) annimmt. Von 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union weisen 18 Erfahrungen mit Diktaturen auf.

 

Der Verfasser, der mit dem ungewissen Ziel des Lernens aus der Geschichte sein Handbuch zur Aufarbeitung von Diktaturen vorlegt, ist ein in Stuttgart 1971 geborener Journalist, der überwiegend in Berlin Geschichte, Medienrecht und Publizistik studierte und unter Besuch der Berliner Journalistenschule seit 1993 für die Berliner Zeitung, die Welt und die Berliner Morgenpost tätig war und ist. Während dieser Tätigkeiten legte er meist mit Bezug zu Berlin verschiedene Sachbücher vor über deutsche Legenden, Attentäter, Schicksale, Falschmeldungen, Fluchttunnels und anderes.

 

Sein von ihm etwas hochgegriffen als Handbuch eingestufter schmaler Band über Diktaturen gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in fünf Kapitel. Sie betreffen die Beweissicherung, den Elitenwechsel, die Bestrafung, die Opferentschädigung und die Aufklärung. Grundsätzlich beginnt der Verfasser jeweils mit den deutschen Erfahrungen im 20. Jahrhundert, versucht aber auch nach Möglichkeit andere Länder wie Spanien, Kambodscha, Polen, Ungarn, Südafrika und andere einzubeziehen und stellt dabei, ausgehend von der jährlich von mehr als 360000 Interessierten (vor allem Schülern) besuchten Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und veranschaulicht durch informative Abbildungen, verdienstvollerweise zahlreiche Daten über bittere und grausame Erfahrungen mit Diktaturen zusammen, deren eigene Ermittlung dem an der Aufarbeitung wie an der zukünftigen Vermeidung interessierten Leser viele Mühen bereiten würde.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler