Die Geschichte der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Teil 1, hg. v. Starck, Christian/Schönhammer, Kurt (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, neue Folge 28). De Gruyter, Berlin 2013. 337 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Geschichte der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Teil 1, hg. v. Starck, Christian/Schönhammer, Kurt (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, neue Folge 28). De Gruyter, Berlin 2013. 337 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Akademie ist die bei dem Hain des griechischen Helden Akademos in Athen von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) gegründete, griechische, 529 n. Chr. vom oströmischen Kaiser Justinian verbotene Philosophenschule, deren Grundgedanke 1454 in Italien (Terranuova/Florenz) wiederbelebt wird. Seitdem versammeln sich nach dem Kooptationsprinzip bedeutende universitäre Gelehrte in außeruniversitären Akademien (Accademia dei Lincei 1603, Accademia del Cimento 1657, Leopoldina Schweinfurt 1652) vor allem zwecks Netzwerkbildung und Förderung der Wissenschaft. Der entscheidende Anteil an der Entwicklung der modernen Welt kann aber eher den Universitäten (z. B. Halle 1694, Göttingen 1737, Berlin 1810) als den Akademien (Preußen 1700, Österreich 1847) als Wissenschaftsnetzwerken zugesprochen werden.
Unter dem Titel Sie befruchtet und ziert als Übersetzung der Inschrift des Siegels der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (fecundat et ornat) hat die Göttinger Akademie im Wintersemester 2012/2013 in einer Ringvorlesung ihre Geschichte seit ihrer Gründung im Jahre 1751 behandelt. Dabei werden die Akademie als wissenschaftliche Einrichtung bis zur Gegenwart und wichtige Hauptzüge ihrer wissenschaftlichen Arbeit beispielhaft dargestellt. Die vorliegende Veröffentlichung gibt die Referate in überarbeiteter Ordnung wieder.
Dabei werden im ersten Teil das Verhältnis der Akademie zum Staat, Albrecht von Haller und die Decouverten, die göttingischen gelehrten Anzeigen im 19. Jahrhundert, wissenschaftliche Preisfragen und die Akademie und ihre ökonomische Nützlichkeit als Institutionengeschichte behandelt. Danach werden Mathematiker (Gauß, Riemann, Klein, Hilbert), Quantenmechaniker (Born, Heisenberg, Hund), große Chemiker (Wallach, Nernst, Tammann, Zsigmondy, Windaus), Geobotaniker von den Alpen bis zu den Anden, Orientalisten (Michaelis, Eichhorn, Ewald, Lagarde, Wellhausen), klassische Philologen des 19. Jahrhunderts (Müller, Wilamotz-Moellendorff, Leo), Historiker im Zeitalter der Extreme (Schramm, Heimpel, Heuß) und als große Forschungsunternehmen Wörterbücher und Editionen) vorgestellt. Ein Blick in Gegenwart und Zukunft, ein Personenregister von Achenwall bis Zsigmondy (darunter etwa auch Pütter), ein Autorenverzeichnis und ein Verzeichnis der 6 Veröffentlichungen anlässlich des 250. Jubliäums (2001) runden den inhaltlich informativen und gediegen ausgestatteten Band vorteilhaft ab.
Innsbruck Gerhard Köbler