Original Ergebnisseite.

Die Urkunden Manfreds, hg. v. Friedl, Christian (= Monumenta Germaniae Historica - Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 17). Harrassowitz, Wiesbaden 2013. XLII, 804 S., 8 Tafels. Besprochen von Gerhard Köbler.

Die Urkunden Manfreds, hg. v. Friedl, Christian (= Monumenta Germaniae Historica - Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 17). Harrassowitz, Wiesbaden 2013. XLII, 804 S., 8 Tafels. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Staufer sind trotz ihrer schwierigen Anfänge auf Grund des Widerstands der Kurfürsten des deutschen Reiches gegen ein Königtum der mächtigen Welfen infolge der Leistungen Friedrichs I. und der Fähigkeiten Friedrichs II. eine der wichtigsten Familien der deutschen Geschichte. Mit ihrem besonderen Glanz auch der Verbindung des Reiches mit dem normannischen Sizilien ist aber auch ihr wenig glanzvoller Untergang in der Mitte des 13. Jahrhunderts verknüpft. Zu ihm gehört der als Sohn Friedrichs II. und der piemontesischen Adeligen Bianca Lancia der Jüngeren, mit der sich zwecks Legitimation des Kindes der Kaiser noch auf dem Sterbebett trauen ließ, in Venosa 1232 geborene, ab 1250 als Fürst von Tarent, Verweser in Reichsitalien und Sizilien und ab 1258 als König von Sizilien wirkende, am 26. Februar bei Benevent im Kampf gegen ein päpstlich-französisches Kreuzritterheer gefallene Manfred, dessen Urkunden der Bearbeiter in einer eindrucksvollen Leistung vorlegt.

 

Durch Studien zur Beamtenschaft Kaiser Friedrichs II. im Königreich Sizilien (1220-1250) und die Mitwirkung an der Edition der Urkunden Friedrichs II. (2007, 2010, Die Urkunden der der deutschen Könige und Kaiser 14) bestens ausgewiesen, konnte er auf Studien zum Urkunden- und Kanzleiwesen König Manfreds von Sizilien (1994) und Recherchen Markus Brantls aufbauen, der bereits in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts bei Vorarbeiten zur Edition der Urkunden Friedrichs II. eine annähernd vollständige Materialsammlung mit Photos oder Digitalisaten der Überlieferungen sowie ersten Volltexten geschaffen hatte, die im Jahre 2004 von den Monumenta Germaniae gekauft wurde. Nachdem 2006 die Zentraldirektion der Monumenta die Aufnahme der Urkunden Manfreds in die grundlegende Diplomata-Reihe beschlossen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft die erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hatte, konnte die abschließende Edition in verhältnismäßig kurzer Zeit vollendet werden.

 

Erfasst sind unter Veranschaulichung durch einige Abbildungen nach dem kurzen Vorwort 168 Urkunden einschließlich der besondere Fragen aufwerfenden Briefe, sechs neuzeitliche Fälschungen und 131 erschlossene Deperdita. Nach einer ausführlichen, sachkundigen Einleitung beginnt die Edition der Urkunden mit einer wohl bald nach dem 13. Dezember 1250 verfassten Mitteilung Manfreds an seinen Halbbruder König Konrad IV. vom Tod des gemeinsamen Vaters mit der Aufforderung, gemäß den Wünschen der Untertanen in das Königreich Sizilien zu kommen, und endet in der Nimmer 167 mit der auf den 3. Mai 1275 (!) datierten gefälschten Bestätigung eines Rechtes der Stadt Messina. Ein Namenregister, ein umfangreiches Wort- und Sachregister von abbas bis zelus, ein Verzeichnis der Überlieferung nach Empfängern und nach Lagerstätten (von Addaura bis Wien), ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Konkordanzen runden die für die Erfassung aller Urkunden aller Staufer eine bisherige Lücke schließende wichtige Edition vorteilhaft ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler