Strnad, Maximilian, Zwischenstation Judensiedlung. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945 (= Studien zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 4). Oldenbourg, München 2011. VIII, 200 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Strnad, Maximilian, Zwischenstation Judensiedlung. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945 (= Studien zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 4). Oldenbourg, München 2011. VIII, 200 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Grundlage für das vorliegende Werk ist die von Christiane Kuller am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität München unermüdlich und mit großem Gewinn unterstützte Magisterarbeit des 1976 geborenen, am Institut inzwischen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Dissertation über „Mischehen im Nationalsozialismus“ arbeitenden Verfassers. Nach einer kurzen Einleitung über Fragestellung und Aufbau, Begriffsklärungen, einen Überblick über Forschung und schwierige, nahezu im letzten Augenblick noch wesentlich erweiterte Quellenlage untersucht der Verfasser seinen Gegenstand in sechs Kapiteln. Sie befassen sich mit der Situation der jüdischen Münchener, dem Wohnlager an der Knorrstraße, der Funktion des Barackenlagers bei dem Arbeitseinsatz der Juden, Milbertshofen und Berg am Laim als Sammellager und Durchgangslager bei der Deportation, der Bedeutung der Münchener Lager für die Judenverfolgung und der Einstufung der Münchner Lager in den Gesamtrahmen der „Endlösung der Judenfrage“ in München.
In München lebten 1933 rund 9000 Juden, deren Zahl bis Juni 1941 auf knapp 3500 drastisch reduziert worden war. Das Wohnlager an der Knorrstraße 148 in Milbertshofen entstand seit dem Frühjahr 1941 auf einer 14500 Quadratmeter großen Fläche eines ehemaligen Fabrikgeländes. Es sollte nach den Wünschen der Arisierungsstelle in sich abgeschlossen und abseits des Verkehrs gelegen sein, um seinem politischen Zweck der Befreiung Münchens von Juden gerecht werden zu können.
Der Verfasser zeichnet die bedrückende Geschichte des Lagers und seiner entrechteten und gettoisierten Bewohner sorgfältig an Hand seiner vielfältigen Quellen nach. Dadurch schließt er eine bisher bestehende, bedeutende Literaturlücke. Durch seine überzeugende Untersuchung wird das allgemeine Wissen über Mittel und Ablauf der Verdrängung der Juden aus München grundlegend erweitert und zugleich jedermann leicht greifbar gemacht.
Innsbruck Gerhard Köbler