Rohde, Reinhard/Wegener, Tim, Celle im Nationalsozialismus. Ein zeitgeschichtlicher Stadtführer (= Kleine Schriften zur Celler Stadtgeschichte 13). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2012. 152 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Rohde, Reinhard/Wegener, Tim, Celle im Nationalsozialismus. Ein zeitgeschichtlicher Stadtführer (= Kleine Schriften zur Celler Stadtgeschichte 13). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2012. 152 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die 985 als Kellu erstmals erwähnte Siedlung im Urstromtal der Aller zählt in der Gegenwart etwa 70000 Einwohner. Vor rund 300 Jahren soll sie als Folge des erblichen Aufgehens des Fürstentums Lüneburg im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg die Wahl zwischen Universität und Zuchthaus (mit Oberappellationsgericht und Landgestüt) gehabt haben und sich für das letztere entscheiden haben. Damit gewann Göttingen die Grundlage seines kulturellen Aufstiegs, doch wurden die in Göttingen studierenden Juristen seit Einführung der Staatsprüfungen meist in Celle geprüft, so dass die Stadt auch ohne Universität für das Recht seines Umlandes bleibende Bedeutung erlangte.
Die beiden 1956 bzw. 1975 geborenen, in Hannover in politischen Wissenschaften und Germanistik bzw. Geschichte und deutscher Literaturwissenschaft ausgebildeten Autoren befassen sich seit längerer Zeit mit der Geschichte Celles im Nationalsozialismus. Jeweils am 9. November und am 8. April 1945 bieten sie im Gedenken an Pogrom und Massaker eine zeitgeschichtliche Stadtführung an. Da Gesprochenes rasch im Winde verweht, haben sie den Inhalt um Bilder bereichert zum Druck gebracht.
Berührt werden durch diesen urheberrechtlich der Stadt Celle zugeordneten Führer die NSDAP und ihre Gliederungen (mit dem Zentrum im Braunen Haus in der Kanzleistraße 11), Justiz und Polizei (mit Oberlandesgericht am Schloßplatz2/3 und Zuchthaus in Trift 14), Anpassung, Gleichschaltung und Gefolgschaft, Kultur, die jüdische Bevölkerung (mit Synagoge im Kreise 23/24), Widerstand und Opposition, Krieg, Zwangsarbeit und Mord (mit Massaker vom 8. April 1945) sowie Gedanken zur Erinnerungskultur. Allgemeine Fragen werden dabei in der Erinnerung örtlich konkretisiert und beispielhaft veranschaulicht. Möge das handliche, ansprechend gestaltete Werk viele interessierte Nutzer finden.
Innsbruck Gerhard Köbler