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Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter, hg. v. Kintzinger, Martin/Schneidmüller, Bernd (= Vorträge und Forschungen 75). Thorbecke, Ostfildern 2011. 460 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter, hg. v. Kintzinger, Martin/Schneidmüller, Bernd (= Vorträge und Forschungen 75). Thorbecke, Ostfildern 2011. 460 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In ihrer kurzen Einführung des kompakten Werkes gehen die beiden Herausgeber von einem konkreten politischen Vorgang aus, der kurz vor ihrer auf der Reichenau im Oktober 2008 abgehaltenen Tagung stattfand und den Beigeschmack von Intransparenz und geheimen Machenschaften einer Führungsclique und damit dem Gegenteil von Öffentlichkeit hatte. Daran knüpfen sie lose für die mittelalterliche Vergangenheit drei Fragen zur Funktion des Politischen an. Sie betreffen die Teilhabe an Entscheidungen, die dafür geeigneten Verfahren und die Konstitutivität der Teilhabe der Betroffenen für die politischen Entscheidungen.

 

Auf dieser Grundlage befassen sich insgesamt zwölf Beiträge mit der mehr oder weniger zeitlosen Thematik. Sie beginnen mit der Musik in der öffentlichen Repräsentation und enden mit der Erneuerungskraft des Anachronismus. Dazwischen behandelt etwa Klaus Oschema die Öffentlichkeit des Politischen, Jörg Peltzer das Verhältnis von fürstlichem Rang, Amt und politischer Öffentlichkeit, Jörg Feuchter die Oratorik, Birgit Studt die Propaganda, Heike Johanna Mierau die Fama, Michael Jucker das Kriegswesen, Pierre Monnet die Stadt und Pavlina Richterová die Verbrennung von Johannes Hus als europäisches Ereignis am Vorabend der hussitischen Revolution.

 

Die stärkste Verbindung zum Recht stellt Christoph H. F. Meyer in seiner umfangreichen Studie über das Publicum als Instrument spätmittelalterlichen Justiz her. Am Ende fasst Nikolas Jaspert die vielfältigen Ergebnisse der Referate und Diskussionen zusammen und zeigt weiterführende Perspektiven auf. Ein Namenregister erschließt das anregende Werk von Aachen bis Zypern und weist damit zugleich weit über den engeren Sprachraum hinaus.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler