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Neumann, Andreas, Rechtsgeschichte, Rechtsfindung und Rechtsfortbildung im Islam. Enzyklopädien des islamischen Rechts unter besonderer Berücksichtigung Ägyptens und der Nasser-Enzyklopädie (= Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Islamwissenschaft 6). Kovač, Hamburg 2012. 309 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Neumann, Andreas, Rechtsgeschichte, Rechtsfindung und Rechtsfortbildung im Islam. Enzyklopädien des islamischen Rechts unter besonderer Berücksichtigung Ägyptens und der Nasser-Enzyklopädie (= Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Islamwissenschaft 6). Kovač, Hamburg 2012. 309 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Tilman Nagel betreute Dissertation des Verfassers in seinem am 23. Juni 2010 in der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen abgeschlossenen Promotionsverfahren. Ihr geht es um Kernfragen islamischer Religion. Grundlage dafür ist die zur Zeit der Vereinigten Arabischen Republik (1958-1961) in Kairo unter der Ägide des Obersten Rates für die islamischen Abgelegenheiten ins Leben gerufene Nasser-Enzyklopädie zur Schariawissenschaft, deren erster Probeband am 23. Juli 1961, dem neunten Jahrestag der Revolution der freien Offiziere (in Ägypten) von 1952 vorgelegt wurde und die 1972 eine Umbenennung in Enzyklopädie der Schariawissenschaft erfuhr.

 

Seit dem Anfang sind bis zur Drucklegung der Dissertation des Verfassers im Jahre 2012 31 Bände von durchschnittlich jeweils 350 zweispaltig formatierten Seiten und damit von insgesamt mehr als 10000 Seiten erschienen, ohne dass bereits alle Lemmata zum ersten Buchstaben des arabischen Alphabets vorlägen. Dem Verfasser geht es bei seiner Untersuchung in erster Linie um die Entstehungsgeschichte der Enzyklopädie und die Aussagen zur Geschichte der Scharia und dreier ihrer Prinzipien. Dagegen befasst er sich mit der gegenwärtigen Rechtswirklichkeit in Ägypten nicht.

 

Er geht in seiner vierteiligen Untersuchung von Gegenstand und Grundlagen (Scharia, Schariawissenschaft, Schariaschulen, Nasser-Enzyklopädie und innerislamische Ökumene sowie Methode der hermeneutischen Philologie) aus, betrachtet danach die Nasser-Enzyklopädie im arabischen Schrifttum und sucht abschließend nach dem Anwendungsbereich. Im Ergebnis sieht er nach ausführlicher ansprechender Erörterung die Nasser-Enzyklopädie vor allem als Ausdruck eines Jahrhunderte währenden Suchens gläubiger Muslime an, dem einen Gott durch Anpassung ihrer Lebensumstände an die Scharia zu gefallen, wobei die Enzyklopädie selbst weniger von fremden Einflüssen befreien, sondern vor allem integrierend und mäßigend wirken sollte. Vom Ziel wünscht der im Anhang die schätzungsweise 350 Stichwörter der Enzykopädie aufführende Verfasser dem Vorhaben überzeugend die erfolgreiche Fortführung als Beitrag zur binnenislamischen und allgemeinen Verständigung.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler