Jesus Handbuch, hg. v. Schröter, Jens/Jacobi, Christine unter Mitarbeit v. Nogossek, Lena. Mohr Siebeck, Tübingen 2017. 685 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Jesus Handbuch, hg. v. Schröter, Jens/Jacobi, Christine unter Mitarbeit v. Nogossek, Lena. Mohr Siebeck, Tübingen 2017. 685 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Jedenfalls aus abendländischer Sicht ist Jesus (Christus von Nazareth), dem im Internet derzeit (rund) 857000000 Treffer zugeordnet werden, der bekannteste Einzelmensch der Weltgeschichte. Seinen heilsamen Lehren folgen in der Gegenwart in vielfältigen Einzelausprägungen rund 2,26 Milliarden Menschen auf der gesamten Erde. Damit ist das nach ihm benannte Christentum vor dem Islam und dem Hinduismus die am weitesten verbreitete Religion weltweit, auch wenn die individuelle Anerkennung und Befolgung der auf ihn zurückgeführten Gedanken sehr unterschiedlich ausfallen kann und das Christentum außer vielfältigem Trost auch vielfachen Tod bewirkt hat.
Das vorliegende Handbuch steht nach dem kurzen Vorwort der Herausgeber in der langen Tradition von Deutungen des Weges, Wirkens und Geschicks „Jesu von Nazaret“ in der Geschichte des gesamten Christentums. Es befasst sich mit der Person Jesu auf der Grundlage historisch-kritischer Theologie des gegenwärtigen internationalen Forschungsstands ohne Verknüpfung aller unterschiedlichen Sichtweisen und Akzente zu einem einheitlichen Bild, weil es nach derzeitiger hermeneutischer Sicht nicht den einen „richtigen“ Zugang zu Jesus gibt, sondern unterschiedliche Verständnisse durchaus nebeneinander stehen können. Dementsprechend ist es verhältnismäßig offen für jeden interessierten Leser.
Gegliedert ist es nach einer einführenden Einleitung der Herausgeber in vier Abschnitte. Sie betreffen in elf Beiträgen die Geschichte der historisch-kritischen Jesusforschung, in acht Untereinheiten das historische Material (christliche Texte wie die synoptischen Evangelien, die Logienquelle, das Johannesevangelium, sonstige Schriften des Neuen Testaments, außerkanonische Schriften, nichtchristliche bzw. griechische, römische, syrische und jüdische Quellen wie Flavius Josephus, archäologische Zeugnisse sowie Inschriften und Münzen), das Leben und Wirken Jesu (politische Verhältnisse und religiöser Kontext, biographische Aspekte, öffentliches Wirken von Johannes dem Täufer bis zur Kreuzigung und Grablegung) sowie frühe Spuren von Wirkungen und Rezeption Jesu von der Auferstehung bis etwa 500 n. Chr. Damit wird insgesamt für jeden interessierten Leser eine optimale Grundlage für ein eigenes Verständnis einer historischen Gestalt geboten, die in der Überzeugung, Sohn eines einzigen gerechten, die Welt erschaffenden wie auch erlösenden Gottes und der Jungfrau Maria zu sein, den Tod durch Kreuzigung für das Heil aller Menschen auf sich genommen hat.
Mitgewirkt an dem eindrucksvollen Werk haben nach Ausweis des alphabetisch unter Voranstellung der Vornamen geordneten Verzeichnisses der Autorinnen und Autoren fast fünfzig Gelehrte der abendländisch orientierten Welt. Auf rund 50 Seiten bietet das alphabetisch unter Voranstellung der Familiennamen geordnete Literaturverzeichnis die in diesem Zusammenhang ausgewerteten weit mehr als 1000 wissenschaftlichen Grundlagen. Register der angezogenen Quellenstellen von der Genesis bis zu den Papyri Murabbaat und der Orte, Personen und Sachen von Aenon bis Zwölferkreis runden das neuen verlässlichen Grund legende Gemeinschaftswerk benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler