Jander, Ingrid, Politische Verfolgung in Brandenburg 1949-1953. Der Kampf gegen Ost-CDU, Bauern und Kirchen im Spiegel der Akten von SED und Staatssicherheit (= Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 59). Droste, Düsseldorf 2012. 628 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Jander, Ingrid, Politische Verfolgung in Brandenburg 1949-1953. Der Kampf gegen Ost-CDU, Bauern und Kirchen im Spiegel der Akten von SED und Staatssicherheit (= Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 59). Droste, Düsseldorf 2012. 628 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Menschen verfolgen andere Menschen vielfach allein deswegen, weil sie nicht gleicher Meinung sind wie sie selbst. Dies hat seit langem zu vielen und auch blutigen Opfern vor allem unter Minderheiten geführt. Mit der Aufklärung ist der Pluralismus gegenüber dem Christentum und mit der industriellen Revolution der Arbeiter gegenüber dem Bauern vorgedrungen, so dass Christentum und Bauernstand gegenüber Arbeiterschaft und Sozialismus mehr und mehr an wirklicher Bedeutung verloren haben.
Für einen kleinen Zeitausschnitt in einem einzelnen Land zeichnet das diesbezügliche politische Geschehen die Verfasserin in ihrer im Wintersemester 2008/2009 an der Freien Universität Berlin angenommenen, umfangreichen Dissertation detailliert nach. Sie behandelt dabei die evangelische Kirche, die christliche Partei und sogar die Bauernschaft im Arbeiter- und Bauernstaat nebeneinander. Ihnen begegnet die stalinistische Politik im Grunde in gleicher strikter, rechtswidriger, verbal verschleierter Art und Weise.
Angestrebt wird das sozialistische Paradies, verwirklicht wird die Unterdrückung der Nichtsozialisten. Bemerkenswerterweise geht es den sozialistischen Parteiführern dabei regelmäßig nicht nur um die bloße Ausschaltung von Gegnern, sondern auch um Massenwirksamkeit durch Massenkundgebung. Wichtigste Antriebskraft dürfte in diesem Zusammenhang das Misstrauen der sozialistischen bzw. kommunistischen Politiker (der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) gegenüber dem eigenen Volk gewesen sein, dessen wahre Interessen sie zwar zu vertreten behaupteten, dessen wirkliches Wohl ihnen aber im Verhältnis zu ihren politischen Zielen letztlich völlig gleichgültig war.
Innsbruck Gerhard Köbler