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Zedelmaier, Helmut, Werkstätten des Wissens zwischen Renaissance und Aufklärung.(= Historische Wissensforschung 3). Mohr Siebeck, Tübingen 2015. 167 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

Zedelmaier, Helmut, Werkstätten des Wissens zwischen Renaissance und Aufklärung.(= Historische Wissensforschung 3). Mohr Siebeck, Tübingen 2015. 167 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wissensgeschichte oder neue Wissenschaftsgeschichte ist nach der knappen Einleitung des Werkes die Untersuchung unterschiedlicher, nicht auf sogenanntes „wissenschaftliches“ Wissen beschränkter historischer „Wissensfelder“. Um die Konstruktion von Wissen geht es auch in dem vorliegenden Buch, aber weniger in epistemologischer und mehr in praktischer Hinsicht. Dementsprechend sind engeres Thema die Wissenspraktiken von Gelehrten der Untersuchungszeit (Wissen erwerben, suchen, sammeln, verwalten, kontrollieren, repräsentieren, disziplinieren, ausgrenzen).

 

Erörtert wird dabei als erstes Frage, welche Techniken und Methoden nutzten Gelehrte zwischen Renaissance und Aufklärung, um Informationen zu finden? (Lesen, Recherchieren mittels Indexes, Aufschreiben mittels Exzerpierens, Ordnen durch Zettelkästen). Dem folgen als weitere Fragen wie haben sie ihr Wissen verwaltet und verarbeitet und welche Kräfte bewirkten Veränderungen? Für all diese interessanten Bereiche werden  eigenständige weiterführende Antworten versucht.

 

Insgesamt stellt der in Geschichte, Germanistik, Politik und Soziologie in München und Berlin ausgebildete, 1996 in neuerer Geschichte habilitierte und seit 2004 als außerplanmäßiger Professor an der Universität München wirkende  Verfasser dabei acht Studien, die er in den vergangenen Jahren mündlich vorgetragen und schriftlich an unterschiedlichen Orten veröffentlicht hat, an einheitlichem Ort in umgearbeiteter, teilweise erweiterter oder gekürzter und neu akzentuierter Form der Allgemeinheit zur Verfügung, wobei die zufällige entstandene Spanne des Personenregisters von Albertus Magnus bis zu Huldreich Zwingli reicht. In der Summe will er damit die Erkenntnis vermitteln, dass Wissen wie schon früher auch noch heute ein komplexes Produkt ist, das sich nicht einfach aus Einsichten und Ideen ergibt, sondern in das sich Werkzeuge, Routinen und Praktiken einschreiben, die als Untergrund des Wissens eher namenlos wirksam und schwer fassbar sind. Dementsprechend sieht er ansprechend auch in der Gegenwart eine eindeutige Abhängigkeit der Nutzer der neuen digitalen Welt von den grundlegenden Fähigkeiten, Zusammenhänge herstellen und dann auf dieser Grundlage urteilen zu können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler