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Mittelalterliches Regieren in der Moderne oder Modernes Regieren im Mittelalter?, hg. v. Esders, Stefan/Schuppert, Gunnar Folke (= Schriften zur Governance-Forschung Band 27). Nomos, Baden-Baden 2015. 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Mittelalterliches Regieren in der Moderne oder Modernes Regieren im Mittelalter?, hg. v. Esders, Stefan/Schuppert, Gunnar Folke (= Schriften zur Governance-Forschung Band 27). Nomos, Baden-Baden 2015. 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem kurzen Vorwort des vorliegenden Gemeinschaftswerks veranlasste die eher zufällige Beschäftigung mit dem Charakter von Herrschaft im Mittelalter und mit der in diesem Zusammenhang immer wieder aufgeworfenen Frage, ob man die mittelalterliche Herrschaft als staatliche Herrschaft bezeichnen kann, Gunnar Folke Schuppert zum Nachdenken darüber, ob es nicht aufschlussreiche Parallelen zwischen „reduzierter“ Staatlichkeit im Mittelalter und „begrenzter“ Staatlichkeit fragiler Staaten der Gegenwart geben müsste. Daraus ergab sich die These von möglichen Parallelen zwischen mittelalterlicher Herrschaft und Regieren in Räumen begrenzter Staatlichkeit. Im Kreise der Mitglieder des Sonderforschungsbereichs 700. Dazu kam, dass seit 2010 in dem Rahmen dieses Sonderforschungsbereichs auch ein von Stefan Esders geleitetes Teilprojekt zu Staatlichkeit und Regieren im Übergang von der Antike zu dem Mittelalter gefördert wird.

 

Als praktische Folge dieser gedanklichen Begegnung ist das vorliegende Buch erwachsen.  Es enthält als ersten Teil einen Versuch in vergleichender Governancegeschichte Gunnar Folke Schupperts, der den Anlass erläutert, Herrschaft im Mittelalter als eine Zeitreise zu den Governancestrukturen des Mittelalters (I ohne II?), Regieren in Räumen begrenzter Staatlichkeit, Governance in der post-etatistischen Konstellation und Staatlichkeitsgeschichte als Verflechtungsgeschichte anspricht. Im Anschluss hieran erörtert in einem zweiten Teil Stefan Esders das Verhältnis von Governanceforschung und historischer Mediävistik.

 

Im Ergebnis lässt sich danach das Mittelalter als Beispiel für gegenüber der Antike reduzierte Staatlichkeit verstehen. Der vorsichtig fragende angewandte unterschiedliche Blickwinkel kann zweifelsohne das gegenseitige Verständnis durchaus erweitern oder vertiefen. Weder die historische Mediävistik noch die moderne Governancebetrachtung erfahren freilich durch den im Literaturverzeichnis durch die beiden Verfasser wesentlich geprägten, eines Registers entbehrenden Band eine grundlegende Neuausrichtung.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler