Schneider, Barbara, Erich Maschke. Im Beziehungsgeflecht von Politik und Geschichtswissenschaft (= Schriftenreihe der historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften 90). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016. 391 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Schneider, Barbara, Erich Maschke. Im Beziehungsgeflecht von Politik und Geschichtswissenschaft (= Schriftenreihe der historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften 90). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016. 391 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Leben des einzelnen Menschen wird grundsätzlich von einer Vielzahl unterschiedlicher Gegebenheiten bestimmt, in deren Rahmen er möglicherweise vielfältige eigene Entscheidungen treffen kann. Dies gilt auch für den in Berlin an dem 2. März 1900 geborenen, in Heidelberg an dem 11. Februar 1982 gestorbenen Professor für Geschichte Erich Maschke. Sein Leben zeichnet die als freie Historikerin in Kulmbach lebende Verfasserin in ihrer von Herbert Gottwald und Hans-Werner Hahn betreuten, von der Konrad-Adenauer-Stiftung geförderten, in lngjähriger Forschung entstandenen Jenaer Dissertation nach.
Gegliedert ist die grunsätzlich chronologisch aufgebaute Untersuchung in neun Abschnitte. Sie betreffen nach einer Einführung Kindheit und Jugend in Berlin, die bündische Zeit (1919 bis 1926/1927), Königsberg (1925 bis 1935), Jena (1935 bis 1942), Leipzig (1942 bis 1945), Gefangenschaft (1945 bis 1953), Wiedereinstieg, und Heidelberg (1956 bis 1982). Am Ende bietet die auch ein Schriftenverzeichns Erich Maschkes aufweisende Arbeit ein überzeugendes Resümee.
Danach war Maschke nach seiner in Königsberg 1929 mit einer Untersuchung über den Peterspfennig in Polen erfolgten Habilitation bei Hans Rothfels Privatdozent, trat 1933 der SA bei und wurde 1935 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor für ostdeutsche und westslawische Geschichte ernannt. 1937 wurde er wohl überzeugtes Mitglied der NSDAP und nach Jena berufen, wo er die Ostsiedliung als völkische Geschichte der deutschen Rückwanderung in den einst germanischen Osten verstand. Nach der Rückkehr aus langer Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion gelang ihm jedoch ein erfolgreicher Neubeginn vor allem in der Sozialgeschichte der deutschen Stadt, wobei er nach den Worten der Verfasserin weiter Fragen nach Bedingungen und Formen für Aufbau und Erhalt politisch-sozialer Ordnung und nach dem inneren Zusammenhang solcher Verbände untersuchte, aber dafür nunmehr die Begriffe Gefüge und Struktur gegenüber Volk vorzog.
Innsbruck Gerhard Köbler