Original Ergebnisseite.

Wunnicke, Christoph, Die Blockparteien der DDR – Kontinuitäten und Transformation 1945-1990 (= Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen DDR 34). Der Berliner Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen DDR, Berlin 2014. 157 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Wunnicke, Christoph, Die Blockparteien der DDR – Kontinuitäten und Transformation 1945-1990 (= Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen DDR 34). Der Berliner Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen DDR, Berlin 2014. 157 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Als das Deutsche Reich an dem Ende des zweiten Weltkriegs unter den alliierten Besatzungsmächten in Besatzungszonen aufgeteilt wurde, hatte jede Besatzungsmacht grundsätzlich eine eigene Vorstellung über die politische Zukunft des von ihr besetzten Gebiets. Insbesondere die Sowjetunion wollte ihre marxistisch-kommunistischen Zielsetzungen verwirklichen. Deswegen wurde am 21. April 1946 von den maßgeblichen politischen Kräften mittels zwangsweiser Vereinigung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Partei Deutschlands die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands gebildet, nachdem bereits am 11. Juni 1945 die Kommunistische Partei Deutschlands in ihrem Gründungsaufruf vom 11. Juni 1945 die Schaffung eines Blockes demokratischer antifaschistischer Parteien propagiert hatte.

 

Mit den seitdem gebildeten vier Blockparteien, deren Geschichte bisher nur ungenügend erforscht ist, beschäftigt sich die interessante Studie des in Prenzlau 1971 geborenen, zunächst in Greifswald als Schriftsetzer tätigen, nach dem Abitur (1992) in Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an der Humboldt-Universität in Berlin ausgebildeten, der Partei Bündnis 90/Die Grünen  angehörigen und seit 2000 als Mitarbeiter der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen angestellten Verfassers. Sie gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in vier Teile. Sie betreffen die Christlich Demokratische Union (Andreas Hermes, Walther Schreiber, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer, Otto Nuschke, August Bach, Gerald Götting, Lothar de Maizière), die Liberaldemokratische Partei Deutschlands (Waldemar Koch, Wilhelm Külz, Arthur Lieutenant, Hermann Kastner, Karl Hamann, Hans Loch, Max Suhrbier, Manfred Gerlach, Rainer Ortleb), die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (1948, Ernst Goldenbaum, Ernst Mecklenburg, Günther Maleuda, Ulrich Junghanns) und die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (1948, Lothar Bolz, Heinrich Homann, Günter Hartmann, Wolfgang Glaeser, Wolfgang Rauls).

 

Im Ergebnis kann der Verfasser in seiner weiterführenden Untersuchung ansprechend zeigen, dass die vier unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone gegründeten Parteien KPD, SPD, CDU und LDPD anfangs das Parteiensystem der Weimarer Republik programmatisch und personell fortsetzten, aber von der Besatzungsmacht zu einer Kooperation in einem antifaschistischen Block gezwungen wurden. Bereits nach wenigen Jahren war die von der Besatzungsmacht und der Sozialistischen Deutschen Einheitspartei angestrebte personelle und ideologische Gleichschaltung aller Parteien mittels erzwungener Flucht, Verhaftung oder Ermordung so weit abgeschlossen, dass sich 1950 die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands durch eine von ihr dominierte Einheitsliste die politische Macht bis 1989 sichern konnte, so dass die übrigen Parteien nur als demokratische Scheinlegitimation wirken konnten. Als seit 1989 die Sozialistische Einheitspartei ihre Stellung binnen kurzer Zeit verlor, drangen vor allem Funktionäre der anderen Blockparteien  in das Vakuum ein, entwickelten sich dabei aber unterschiedlich. und gingen teilweise  im August bzw. Oktober1990 in ihren früheren westdeutschen Schwesterparteien (CDU, FDP) auf bzw. (DBD, NDPD) schlossen sich diesen an.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler