Henning, Eckart, Selbstzeugnisse. Quellenwert und Quellenkritik. BibSpider, Berlin 2012. 121 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Henning, Eckart, Selbstzeugnisse. Quellenwert und Quellenkritik. BibSpider, Berlin 2012. 121 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die meisten Menschen stellen sich selbst naturgemäß die längste Zeit in den Mittelpunkt ihres Bewusstseins und damit ihrer Aufmerksamkeit. Sie sind stolz auf Stärken und Leistungen und verstehen Schwächen und Niederlagen im Wettbewerb mit ihren Mitmenschen. Da sie glauben, sich besser zu kennen als andere, neigen sie von den ersten Anfängen an zu eigenen Zeugnissen über sich selbst und versuchen auch, dadurch das Bild, das andere von ihnen zeichnen, möglichst zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Der in Berlin 1940 geborene Verfasser studierte ab 1961 Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Berlin, Wien und Marburg und war nach dem Studium zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Freien Universität in Berlin tätig. Nach dem Vorbereitungsdienst an der Archivschule in Marburg wurde er 1972 Archivar am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und von 1984 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2006 Direktor des Archivs zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft. Daneben wurde er Honorarprofessor für Archivwissenschaft und historische Hilfswissenschaften der Neuzeit an der Humboldt-Universität in Berlin.
Sowohl beruflich wie wissenschaftlich stehen ihm deshalb, wie seine verschiedenen Schriften zeigen, die geschichtlichen Quellen besonders nahe. Vorarbeiten zu den besonderen Quellenzeugnissen hat er schon in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts unter Anregung der Goetheforscherin Katharina Mommsen unternommen. In Ausarbeitung dieser Unterlagen untersucht er Selbstzeugnisse als Beiträge zur Erinnerungsforschung, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Struktur von Tagebüchern, Autobiographien, Memoiren und Briefen, Quellenwert und Quellenkritik sowie Analekten zur Geschichte der Didaktik und geht dann besonders auf die Besonderheiten der Tagebücher Franz Grillparzers ein, ehe er sein schmales weiterführendes Werk mit einer 15seitigen Auswahlbibliographie beschließt.
Innsbruck Gerhard Köbler