Hallerberg, Michael/Kindt, Fabian/Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive, Heimat für Fremde? Migration und Integration in Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart mit Beispielen aus Ostwestfalen-Lippe (= Schriften des landeskirchlichen Archivs der evangelischen Kirche von Westfalen 16). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2011. 269 S., Abb.
Hallerberg, Michael/Kindt, Fabian/Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive, Heimat für Fremde? Migration und Integration in Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart mit Beispielen aus Ostwestfalen-Lippe (= Schriften des landeskirchlichen Archivs der evangelischen Kirche von Westfalen 16). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2011. 269 S., Abb.
Seit seinem Werden ist der Mensch auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in Bewegung. Längerfristig geändert hat sich dies wohl vor allem durch die Sesshaftwerdung vor etwa 10000 Jahren, als dem Menschen die Möglichkeiten und Vorteile der Vorratshaltung bewusst und beherrschbar wurden. Hauptsächlich neue technische Beförderungsmöglichkeiten und Herstellungsverfahren haben allerdings spätestens seit dem 19. Jahrhundert wieder zu bedeutenden Verlagerungen geführt, die nunmehr als Migration bezeichnet werden.
Migration verlangen Unternehmer auf der Suche nach billigen Arbeitskräften zwecks Gewinnsteigerung und Kostenverringerung. Migration suchen Politiker, deren kaum wirklich überzeugende Politik den natürlichen Reproduktionswunsch ihrer Bevölkerung schwinden lässt oder beseitigt, so dass sie in Sorge um den Fortbestand des menschlichen Substrats ihrer Herrschaft geraten. Migration wünscht schließlich jeder, der sich irgendeinen, meist wirtschaftlichen Vorteil hiervon verspricht.
Die Verfasser gehen voll Stolz davon aus, dass entgegen dem bundesrepublikanischen Trend die Gesellschaft in Ostwestfalen-Lippe um Bielefeld und Paderborn nicht überaltert, sondern der Regierungsbezirk Detmold im Jahre 2020 die im Durchschnitt jüngsten Einwohner in Deutschland haben wird, wofür jedoch nicht die geschichtliche Ostwestfalität als solche, sondern ein hoher Anteil an Migranten ursächlich ist. Von hier aus verfolgen sie mit zahlreichen Exkursen chronologisch die historische Entwicklung von der Hypothek des zweiten Weltkriegs über die Gastarbeiter aus dem Mittelmeerraum, die Asylbewerber und die Asyldebatte in den 1980er und 1990er Jahren sowie die Einwanderung von Aussiedlern aus Osteuropa und DDR-Übersiedlern in die Bundesrepublik Deutschland bis zur politischen und öffentlichen Zuwanderungsdebatte seit der Jahrtausendwende. Am Ende ihres vielfältigen, im Detail von zahlreichen engagierten Mitarbeitern gestalteten, mit Abbildungen veranschaulichten, urheberrechtlich der evangelischen Kirche von Westfalen zugeordneten Werkes bieten sie eine bilanzierende, den Idealfall im Wandel des Gastes zum Mitbürger und zur Mitbürgerin sehende Zusammenfassung, ein Literaturverzeichnis und eine Auswahlbibliographie.
Innsbruck Gerhard Köbler