Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter. Oldenbourg, München, 2011. 184 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter. Oldenbourg, München, 2011. 184 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Basel 1964 geborene Verfasser ist Privatdozent für allgemeine Geschichte der Neuzeit am historischen Seminar der Universität Basel. Nach Auskunft des Internet zählen zu seinen Arbeitsschwerpunkten Digital Humanities, Digitale Historik, Data Driven History, Mediengeschichte, Historiographiegeschichte und Wissenschaftsgeschichte. Bibliographisch sichtbar wird er anscheinend erstmals mit der 1997/1998 verfassten Basler Lizentiatsarbeit über die Anfänge des Zionismus in Ungarn (1897-1904), die im Jahre 2011 bei Böhlau als Band 8 der Lebenswelten osteuropäischer Juden im Druck erschien.
Dem folgte im Jahre 2005 die Basler Dissertation, die 2006 als Band 10 der Lebenswelten bei Böhlau unter dem Titel Zwischen jüdischer Tradition und Wissenschaft - der ungarische Orientalist Ignác Goldziher (1850-1921) veröffentlicht wurde. Im Anschluss hieran war Haber wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes digital past - Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter am historischen Seminar der Universität Basel. In diesem Rahmen wurde er 2010 von der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Basel mit einer Schrift habilitiert, auf der die vorliegende, die Anfänge der elektronischen Datenverarbeitung in der Geschichtswissenschaft, den Wandel der Ordnungen historischen Wissens und die gegenwärtige Arbeit der Geschichtswissenschaft in den Mittelpunkt stellende Veröffentlichung beruht.
Gegliedert ist sie nach dem Vorspiel darüber, wie der Computer in die Geschichte kam, in insgesamt fünf Abschnitte. Sie betreffen das Internet der Geschichte, Ordnung und Unordnung (Archiv und Vergessen), das Google-Syndrom und die Heuristik des Suchens (Wikipedia, gibt es ein jenseits von Google), die von analog zu digital vorgerückte historische Methode im 21. Jahrhundert sowie Geschichte und Geschichtswissenschaft 2. 0. Im Ergebnis stellt der Verfasser am Ende seines mit 30 Seiten Literaturhinweisen ausgestatteten, aber eines Registers entbehrenden schmalen Werkes fest, dass das Internet die Grundfeste der historiographischen Arbeitsweisen verändert hat, dass sich aber noch kein einheitliches Bild zeigt, weil wie in den Anfängen der 1960er Jahre, für die der Verfasser auf eine internationale Diskussion auf Burg Wartenstein in Niederösterreich über the use of computers in anthropology zurückgreift, auch heute niemand weiß, ob der digitale Wandel eine zentrale Frage bei der zukünftigen Entwicklung der Geschichtswissenschaft sein wird, wofür freilich nach Meinung des Verfasser einiges spricht.
Innsbruck Gerhard Köbler