Zwischen Wort und Bild. Wahrnehmungen und Bedeutungen im Mittelalter, hg. v. Bleumer, Hartmut/Goetz, Hans-Werner/Patzold, Steffen/Reudenbach, Bruno. Böhlau, Köln 2010. IV, 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT
Zwischen Wort und Bild. Wahrnehmungen und Bedeutungen im Mittelalter, hg. v. Bleumer, Hartmut/Goetz, Hans-Werner/Patzold, Steffen/Reudenbach, Bruno. Böhlau, Köln 2010. IV, 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Herausgeber eröffnen ihre kurze Einführung mit der Erkenntnis, dass in der Geschichtlichkeit der Geschichtsdarstellung die Mediävistik seit den 1990er Jahren mehr und mehr auch anthropologisch und kulturwissenschaftlich ausgerichtet ist, weil das Verhältnis zwischen geschichtlicher Überlieferung und vergangener Wirklichkeit stark perspektivisch gebrochen ist. Einen unmittelbaren Zugang zur Vergangenheit eröffnen weder Texte noch andere Hinterlassenschaften. Sie bieten vielmehr nur mehrfach gefilterte Darstellungen vergangener Wirklichkeit.
Der aus einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten interdisziplinären Forschungsprojekt zu Wahrnehmungs- und Deutungsmustern im europäischen Mittelalter hervorgegangene Sammelband möchte die in diesem Zusammenhang entstandenen Debatten interdisziplinär zusammenführen. Er möchte zugleich aber die jeweils fachspezifischen notwendigen Fragestellungen und Methoden nicht aufweichend beeinflussen. Zu diesem Zweck will er an drei exemplarischen Feldern der Historizität, Identität und Idealität erkunden, welche Erkenntnischancen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wort und Bild für eine Geschichte mittelalterlicher Wahrnehmungen und Deutungen eröffnet.
Insgesamt umfasst er außer der Einführung und einer Zusammenfassung sieben Beiträge. Sie betreffen Körperteil-Reliquiare, Kreuzreliquien, den Gegensatz zwischen dem sichtbaren Geschöpf und dem unsichtbaren Heil, die Narrativität und Visualität im trojanischen Krieg Konrads von Würzburg, die Vorstellungen der Zeiten in der frühmittelalterlichen und hochmittelalterlichen Historiographie, Paulus Diaconus’ Liber de episcopis Mettensibus und die Fremden und Anderen in Brunos Sachsenkrieg. Auf dieser ansprechenden Grundlage schildert Steffen Patzold am Ende die methodischen Zugriffe, die Wahrnehmungs- und Deutungsmuster und die Fragen und Perspektiven und hält einen wichtigen Beitrag zu einer Geschichte der Subjektivität für möglich oder sogar wahrscheinlich.
Innsbruck Gerhard Köbler