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Thiemeyer, Guido, Europäische Integration. Motive - Prozesse - Strukturen (= UTB 3297 S). Böhlau, Köln 2010. 237 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

Thiemeyer, Guido, Europäische Integration. Motive - Prozesse - Strukturen (= UTB 3297 S). Böhlau, Köln 2010. 237 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Köln 1967 geborene, nach dem multidisziplinären Studium von Geschichtswissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaftslehre 1997 mit der von Jost Dülffer betreuten Dissertation Vom Pool Vert zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft - Europäische Integration, Kalter Krieg und die Anfänge der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik 1950-1957 promovierte, danach als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Europawissenschaften der Universität Kassel tätige und dort 2004 mit einer Untersuchung über Internationalismus und Diplomatie - Währungspolitische Kooperation im europäischen Staatensystem 1865-1900 habilitierte Verfasser ist für seine Thematik sehr gut ausgewiesen. In seiner Veröffentlichung ist er noch als Hochschuldozent für neuere Geschichte an der Universität Kassel geführt. Beweglichere Medien zeigen den ehemaligen Stipendiaten des Deutschen Historischen Instituts in Paris inzwischen nach Tätigkeiten in Innsbruck, Metz und Siegen als Professor für Zeitgeschichte an der Universität Cergy-Pontoise (Paris).

 

Sein informatives Taschenbuch gliedert er in vier Abschnitte. Eingangs fragt er sich und den Leser. was ist europäische Integration, um sofort festzustellen, dass es keine wissenschaftlich befriedigende Kurzdefinition europäischer Integration gibt. Er selbst scheidet dann zwischen einem politischen, gesellschaftlichen und einem kulturellen Begriff der europäischen Integration, lässt aber keinen Zweifel daran, dass das Phänomen nur durch interdisziplinäre Forschung tatsächlich in seiner gesamten Breite und Tiefe erforscht und verstanden werden kann.

 

Sein anschließender historischer Überblick setzt bereits1815 ein und reicht bis 2008. Motive und Antriebskräfte findet er in Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kultur. Am Ende wagt er auf dieser einleuchtenden Grundlage den für den Historiker nicht unproblematischen Blick in die Zukunft des für Europa und weit darüber hinaus wohl besonders wichtigen politischen Vorgangs der letzten beiden Jahrhunderte und rundet seine viele weiterführende Literaturhinweise enthaltende, gut unterrichtende Darstellung mit einem Register von Adenauer bis Zentralkommission für Rheinschifffahrt ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler