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Thalhofer, Elisabeth, Entgrenzung der Gewalt. Gestapo-Lager in der Endphase des Dritten Reiches (= Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart). Schöningh, Paderborn 2010. 388 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

Thalhofer, Elisabeth, Entgrenzung der Gewalt. Gestapo-Lager in der Endphase des Dritten Reiches (= Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart). Schöningh, Paderborn 2010. 388 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Untersuchung ist die von Rainer Hudemann betreute, im Januar 2008 unter dem Titel Entgrenzung der Gewalt - Die erweiterten Polizeigefängnisse der geheimen Staatspolizei 1943-1945 von der philosophischen Fakultät I der Universität Saarbrücken angenommene Dissertation der 1976 geborenen, nach dem Studium der neueren Geschichte, neueren deutschen Literaturwissenschaft und  neueren deutschen Sprachwissenschaft am Lehrstuhl ihres Betreuers tätigen Verfasserin. Nach einem Vorwort des Betreuers beschreibt die Verfasserin in ihrer Einleitung den Stand der Forschung, die Quellenlage einschließlich der Nachkriegsprozesse, die Fragestellungen und Ziele der Arbeit und stellt methodische Überlegungen an. Danach gliedert sie ihr eine Lücke schließendes Werk in zwei Teile.

 

Zunächst untersucht sie die Entgrenzung der Gewalt. Zu diesem Zweck beschreibt sie die geheime Staatspolizei am Ende des Zweiten Weltkriegs und hebt dabei den Übergang von der Kompetenzerweiterung zum Endphasenterror besonders hervor. Danach befasst sie sich mit den Konzentrationslagern der SS, den Arbeitserziehungslagern der seit Kriegsbeginn eigene Haftstätten aufbauenden, bis 1943 ein eigenes Lagergefüge errichtenden Gestapo und den Haftraumschwierigkeiten sowie dem Krieg nach innen.

 

Der zweite Teil zeigt die erweiterten Polizeigefängnisse als Gewalt selbverständlich anwendenden Haftstätten der Gestapo. Als einzelne Fallbeispiele wählt die Verfasserin Oderblick in Schwetig, Brätz, Klöchner-Werke AG in Hagen-Haspe und Neue Bremm besonders aus und stellt die Einrichtung der Lager, die Haftbedingungen, die Häftlinge, die sieben zugehörigen Kommandanten, das überwiegend aus der Bevölkerung angeworbene Personal sowie die Beziehungen zwischen Bevölkerung und Gestapo sorgfältig dar. In ihrer zusammenfassenden Schlussbetrachtung ordnet die Verfasserin ihren interessanten Sachgegenstand zwischen Herrschaftsstabilisierung und Herrschaftsauflösung sachgerecht ein.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler