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Steckel, Sita, Kulturen des Lehrens im Früh- und Hochmittelalter. Autorität, Wissenskonzepte und Netzwerke von Gelehrten (= Norm und Struktur 39). Böhlau, Köln 2010. 1296 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

KöblerSteckelkulturendeslehrens20110920 Nr. 13837 ZRG GA 129 (2012) 24 IT

 

 

Steckel, Sita, Kulturen des Lehrens im Früh- und Hochmittelalter. Autorität, Wissenskonzepte und Netzwerke von Gelehrten (= Norm und Struktur 39). Böhlau, Köln 2010. 1296 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Verfasserin dieser auffallend umfangreichen, von Martin Kintzinger betreuten, im Februar 2006 an der Universität München verteidigten, für den Druck stark überarbeiteten Dissertation wurde in Berlin 1974 geboren. Von 1995 bis 2001 absolvierte sie ein Studium zum Magister Artium in München in mittelalterlicher Geschichte, neuere Geschichte und englische historische Sprachwissenschaft sowie Literatur des Mittelalters und wurde für die Promotion durch ein Stipendium der Gerda Henkel Stiftung gefördert. Seit 2004 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin ihres Doktorvaters am historischen Seminar in Münster, seit April 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Exzellenzcluster Religion und Politik.

 

Die Arbeit gliedert sich in insgesamt 6 durch Einleitung, Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Indices eingerahmte Kapitel. Sie betreffen Ideale der Lehre und der gelehrten Wissensvermittlung im Umfeld der karolingischen Reformen, gelehrte Vernetzung im kommunitativen Netzwerk der Kirche (um 800-860). Autorität und Kontrolle gelehrten Schreibens in diesem Zeitraum, Veränderungen und Praktiken des Lehrens in den deutschen Kathedralschulen des 10. und 11. Jahrhunderts und gelehrte Autorität in der Transformation von der Lehre zur Theologie (um 1049-1148). Am Ende fasst die Bearbeiterin ihre Ergebnisse und Schlussüberlegungen über Gelehrte und Lehrer Europas zwischen Religion, Wissen und Politik zusammen.

 

Dabei sieht sie insgesamt ihre behandelte Zeit nicht als bloße Vorstufe späterer Wissenschaft. Nach ihren vielfältigen, weiterführenden Erkenntnissen vermitteln die Gelehrten und Lehrer der von ihr erfassten Zeit (Alkuin, Hrabanus Maurus, Lupus von Ferrières, Brun von Köln, Evrakar von Lüttich, Rather von Verona, Burchard von Worms, Bernward von Hildesheim, Fulbert von Chartres, Berengar von Tours, Lanfranc von Bec, Anselm von Bec, Peter Abaelard, Gaunilo, Roscelin von Compiègne, Anselm von Laon, Bernhard von Hildesheim, Bernold von Konstanz, Manegold von Lautenbach, Rupert von Deutz, Wilhelm von St. Thierry, Bernhard von Clairvaux, Gilbert von Poitiers und mancher andere) nicht nur Wissen, sondern vor allem religiöse Lehre. Besonders bedeutsam erscheinen dabei die Strategien, mit denen die einbezogenen Lehrer Autorität verlangten und erhielten.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler