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Reinhardt, Volker, Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma - eine politische Katastrophe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. 144 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

Reinhardt, Volker, Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma - eine politische Katastrophe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. 144 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Rendsburg 1954 geborene, nach dem Studium der Geschichte und romanischen Philologie in Kiel, Freiburg im Breisgau und Rom 1981 mit einer Untersuchung über Kardinal Scipione Borghese (1605-1633) - Vermögen, Finanzen und sozialer Aufstieg eines Papstnepoten in Freiburg im Breisgau promovierte und 1989 mit dem Werk Überleben in der frühneuzeitlichen Stadt - Annona und Getreideversorgung in Rom 1563-1797 habilitierte, seit 1992 als ordentlicher Professor für allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit in Freiburg im Üchtland tätige Verfasser ist seitdem durch eine ganze Reihe von Arbeiten zur Schweizer und italienischen Geschichte der (frühen) Neuzeit hervorgetreten. Seine Geschichte der Schweiz liegt bereits in vierter Auflage vor, seine Geschichte Italiens in dritter Auflage. Innerhalb Italiens gilt sein besonderes Interesse Rom und den Päpsten sowie Florenz und den Medici.

 

Den am 6. Mai 1527 durch enttäuschte deutsche Landsknechte und spanische Söldner erfolgten Sacco di Roma ordnet er als blutigen Karneval und politische Katastrophe ein. In der kommentierten Bibliographie weist er besonders darauf hin, dass die neuere Forschung zu diesem Aufsehen erregenden und irgendwie auch neuartigen Ereignis und seinen Folgen nicht allzu umfangreich ist und größeres Interesse am ehesten in einer Grauzone zwischen Wissenschaft und Sensationsdarstellung besteht. Deswegen kann seine Behandlung durchaus eine Lücke im Forschungsstand schließen oder jedenfalls lindern.

 

Der Verfasser gliedert seine Darstellung in eine Präsentation, die Wege in die Katastrophe aus der Sicht des 21. Jahrhunderts, die langen Kampf, langes Schwanken, lange Angst, langen Marsch und am Ende den längsten Tag und die längste Nacht ermitteln lassen. Seine Bilder der Plünderung führen zum Sacco der Römer, der Söldner, der Reformer, der Humanisten und der Historiker, ja letztlich sogar zu jedermanns Sacco. An seinem Beispiel exemplifiziert der Betrachter in bunten Bildern überzeugend alle Aufgaben, Möglichkeiten und Probleme von Geschichte und Geschichtsschreibung bis zur Gegenwart und der unvorhersehbaren Zukunft.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler