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Meckel, Andreas, Der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen - Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943, hg. v. Wiehn, Erhard Roy. Hartung-Gorre, Konstanz 2009 168 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

Meckel, Andreas, Der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen - Die Justizmorde an Oskar Löwenstein und Marianne Golz durch das Sondergericht Prag 1943, hg. v. Wiehn, Erhard Roy. Hartung-Gorre, Konstanz 2009 168 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser verdankt dem von H. G. Adler verfassten, vergriffenen Buch Der verwaltete Mensch den Hinweis auf das Schicksal Oskar Löwensteins, der im ehemaligen Weleschin zwischen Prag und Linz am 10. Oktober 1887 geboren wurde und 1922 das Studium der Ingenieurwissenschaften  in Prag abschloss.. Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich am 27. Mai 1943 musste er als Jude mit der Deportation nach Polen rechnen, so dass er versuchte, mit Hilfe des gefälschten Passes seiner Schweizer Geliebten Marcelle Yung in die Schweiz zu gelangen. Als bei dem Versuch einer legalen Ausreise bei dem deutschen Grenzpolizeikommissariat in Singen das Fehlen eines Einreisevisums festgetellt wurde, wurde er nach Prag zurückgebracht, von dem Sondergericht zum Tod verurteilt und in Dresden am 1. Juli 1943 hingerichtet, während seine Freundin im Rahmen eines Gefangenenaustauschs in die Schweiz zurückgelangte.

 

Marianne Golz-Goldlust, nach dem Verfasser eine ungewöhnlich begabte, schöne, starke und mutige Frau wurde als Maria Agnes Belokostolska in Wien am 31. Januar 1895 geboren, heiratete 1923 Ernst Wengraf und nach baldiger Scheidung 1929 den assimilierten Juden Hans Goldlust, der den Namen Golz annahm. Während ihr Ehemann 1939 über Polen nach England floh, schloss Marianne Golz sich einer Widerstandsgruppe an, die Juden mit gefälschten Pässen die Flucht ermöglichte. Am 19. November 1942 wurde sie deswegen verhaftet, zum Tode verurteilt und am 8. Oktober 1943 hingerichtet.

 

Der Verfasser schildert asn Hand dieser beiden Fälle die Tätigkeit des Sondergerichts in Prag. Er zeigt beispielhaft die Unmenschlichkeit nationalsozialistischer „Gerchtigkeit“. Möge das schmale,, mit Bildern der Opfer geschmückte, in seinen Einzelheiten erschütternde Buch dazu beitragen, dass das Recht Justizmorde künftig besser verhindern kann als früher.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler