Hofmann, Gunter, Richard von Weizsäcker. Beck, München 2010. 295 S., 294 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. IT
Hofmann, Gunter, Richard von Weizsäcker. Beck, München 2010. 295 S., 294 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der 1942 geborene Verfasser wurde nach dem Studium von Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie in Frankfurt am Main und Heidelberg mit einer Dissertation über Politik und Ethos bei Karl Jaspers in Heidelberg bei Dolf Sternberger promoviert. Als Journalist arbeitete der als Korrespondent der Stuttgarter Zeitung in Bonn und danach als Chefkorrespondent der Zeit in Berlin. 1988 porträtierte er Willi Brandt und schon 1992 zeigte er zusammen mit Werner A. Perger Richard von Weizsäcker im Gespräch, das er 1993 auch auf Heiner Geißler und filmisch auf Hans-Dietrich Genscher erweiterte.
War war oder sei er denn schon, lässt der Verfasser den ehemaligen Bundespräsidenten im kurzen Vorwort selbst sagen, ein Zeitungsleser, kein Regierungschef, außer in einer kurzen Episode im Schöneberger Rathaus als Regierender Bürgermester Berlins. Dennoch hat den jungen Journalisten als Bonnneuling, der zeitgleich mit Richard von Weizsäcker anfing, vom ersten Erscheinen auf der politischen Bühne Ende 1969 an die Frage gefesselt, wie Politik auch von denen beeinflusst wird, die einfach Stimme haben und Autorität, ohne über Institutionen zu gebieten und Machthebel zu bedienen. Deswegen wollte er dem ewig unverdrossenen, zuversichtlichen Zeitungsleser, mit dessen Familie ihm stets das Verhältnis von Macht und Moral verknüpft schien, zuhören und mit ihm sprechen.
Das danach allmählich entstandene Lebensbild beginnt mit alten Schwaben, die zu Preußen wurden, obwohl sie ursprünglich als Müller aus dem Bayrischen kamen, ehe sie sich im Fürstentum Hohelohe (oder eher Hohenlohe) niederließen. Danach verläuft das deutsche Leben zwischen Extremen, Umwegen, Ostverträgen und der Rede als am 23. Mai 1984 gewählter sechster Bundespräsident Deutschlands im Plenarsaal des deutschen Bundestags in Bonn am 8. Mai 1985, dem 40. Jahrestag der Beendigung des zweiten Weltkriegs (in Europa). Im Ergebnis stellt der Verfasser des spannend aus persönlicher Begegnung geschriebenen, mit einigen Bildern, Anmerkungen und einem Personenregister versehenen Bandes fest, habe in der Zeit dieses deutschen Lebens das ihm für seine vorbildlichen Leistungen zu Dank verpflichtete Land aus seiner Geschichte gelernt und mit ihm auch der inzwischen 90jährige Zeitungsleser.
Innsbruck Gerhard Köbler