Gehrlein, Markus, Franz Schäfer. Ein Juristenleben vom Kaiserreich bis zum Bonner Grundgesetz (= Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums 20). Gesellschaft für kulturhistorische Dokumentation e. V:, Karlsruhe 2010. 76 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT.
Gehrlein, Markus, Franz Schäfer. Ein Juristenleben vom Kaiserreich bis zum Bonner Grundgesetz (= Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums 20). Gesellschaft für kulturhistorische Dokumentation e. V:, Karlsruhe 2010. 76 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Franz Schäfer wurde in Fredeburg im Sauerland am 1. März 1879 als Sohn eines katholischen, 1898 verstorbenen Landwirts und Schuhmachers geboren. Nach dem Besuch der Grundschule und der Rektoratsschule in Fredeburg sowie des Gymnasium Marianum in Warburg entscheid er sich für das Studium der Rechtswissenschaft in München, Freiburg im Breisgau, Berlin und Marburg. Die erste juristische Staatsprüfung bestand er in Kassel 1902, die zweite, durch die Freiburger Dissertation über die Einwirkung der nachfolgenden Unmöglichkeit der Leistung auf Schuldverhältnisse aus gegenseitigen Verträgen und den abgelegten Wehrdienst etwas verzögerte juristische Staatsprüfung 1907 in Berlin, wobei er jeweils die Note gut erhielt.
Danach trat er in den Justizdienst Preußens ein, der ihn 1809 an das Landgericht Saarbrücken führte. Nach der Kriegsteilnahme seit 1914 stieg er 1922 zum Landgerichtsdirektor und 1927 zum Landgerichtspräsidenten auf, wechselte aber 1937 als Reichsgerichtsrat nach Leipzig. Hier erlebte er den Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft und gelangte nur unter abenteuerlichen Umständen nach Saarbrücken zurück.
Sein früherer Referendar Hans Neureuter, der als Nichtarier während der nationalsozialistischen Zeit mit einem Berufsverbot belegt worden, aber von der amerikanischen Besatzungsmacht in dem bereits am 4. Mai 1945 eingerichteten Regierungspräsidium zum Regierungspräsidenten bestimmt worden war, fügte ihn in die Justizabteilung des Regierungspräsidiums ein, aus der er am 30. Januar 1946 zum Präsidialdirektor aufstieg. Am 8. Oktober 1946 wurde er unter dem Oberlandesgerichtspräsidenten Neureuter Richter am neuen Oberlandesgericht in Saarbrücken, beantragte jedoch wenig später seine Versetzung in den Ruhestand mit 68 Jahren mit Wirkung zum 31. 12. 1948. Am Ende dieses vom Verfasser mit sachlicher Anteilnahme und unter verständnisvoller Einbeziehung der Geschichte des Saargebiets zwischen 1919 und 1935 sowie zwischen 1945 und 1957 geschilderten, mit Bildern, Anmerkungen und bislang unveröffentlichten Dokumenten versehenen, 1958 endenden Lebenswegs eines geradlinigen Universaljuristen lehrte Schäfer nicht zueletzt aus Gründen des Broterwerbs noch von 1948 bis 1952 als außerordentlicher Professor für bürgerliches Recht an der neuen Universität Saarbrücken.
Innsbruck Gerhard Köbler