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Bollwage, Max, Buchstabengeschichte(n). Wie das Alphabet entstand und warum unsere Buchstaben so aussehen. Adeva-Verlag, Graz 2010. 232 S., zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

Bollwage, Max, Buchstabengeschichte(n). Wie das Alphabet entstand und warum unsere Buchstaben so aussehen. Adeva-Verlag, Graz 2010. 232 S., zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach der Sprache ist wohl die Schrift die für den Menschen folgenreichste Erfindung, da sie Wissen vom einzelnen Erfahren verhältnismäßig löst. Nach vielen anderen hat sich auch der Grafikdesigner Max Bollwage der auf der vorderen Umschlagseite seines Werkes verwirrend illustrierten Fragen der Entstehung des Alphabets und der Gestaltung unserer, in der Welt der Gegenwart sachlich vorherrschenden Buchstaben angenommen. Beginnend mit der mehr als 8000 Jahre alten Vinca-Kultur um das heutige Serbien verfolgt er in zehn Kapiteln mit vielen Abbildungen unter Umgehung der Keilschrift den Weg von der Eigentumsmarke der ägyptischen Könige aus der Wüste durch Kanaan über das Meer zu den die Wiedergabe der vielfältigen Laute auf 22 Konsonantenzeichen bündelnden Phöniziern über die a, e, i, o und u sichtbar machenden Griechen bis zu den Römern, die an Hand von Kreis, Quadrat und Dreieck die Grundlage für die wohl wichtigsten Schriften der Welt schufen.

 

Von hier aus verfolgt der Verfasser die Schriften mit dem Knick, die seit 600 Jahren immer wieder neu entworfene Antiqua, die Schönen und die Schnellen, geschrieben und gedruckt, fußlos und dickfüßig samt der Abhängigkeit vom Zeitgeist bis zu einer kleinen Druckschriftenkunde von heute, wobei die unterschiedlichen Formen des Aleph und A in roter Farbe die Kapitel markieren. Gelegentlich verirrt sich ein „gesichtert“ in den Text und das Nibelungenlied ins Althochdeutsche und findet sich Adolf Hitler, der sich 1941 gegen die gebrochenen Schriften wendete, gar nicht auf der im Register angegebenen Seite 103. Insgesamt aber bietet das vielen Helfen dankende Buch doch viel Wissenswertes über die Schrift, obwohl es die selbst gestellte Frage, warum unsere Buchstaben so aussehen, nicht wirklich in jeder Beziehung überzeugend beantworten kann.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler