Appenzeller, Gerrit, Das Niedersächsische Wörterbuch. Ein Kapitel aus der Geschichte der Großlandschaftslexikographie (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik Beiheft 142). Steiner, Stuttgart 2011. 480 S. CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler. IT
Appenzeller, Gerrit, Das Niedersächsische Wörterbuch. Ein Kapitel aus der Geschichte der Großlandschaftslexikographie (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik Beiheft 142). Steiner, Stuttgart 2011. 480 S. CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Dieter Stellmacher (* 1939 Klosterheide, 1968 Promotion, 1975 Habilitation, 1976 Professor in Göttingen, 1982 Leiter der Arbeitsstelle Niedersächsisches Wörterbuch, 2005 Ruhestand ohne Nachbesetzung des Lehrstuhls für Plattdeutsch) betreute, im Wintersemester 2007/2008 von der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen angenommene, danach leicht überarbeitete, aktualisierte und durch einen Index erweiterte Dissertation des Verfassers. Ihr Ziel ist die Geschichte des 1935 begonnenen, alphabetisch geordneten, den rezenten Wortschatz der Großlandschaft Niedersachsen (mit Bremen) betreffenden Bedeutungswörterbuchs im Rahmen der niederdeutschen Dialektlexikographie im Vergleich mit anderen deutschsprachigen großlandschaftlichen Dialektwörterbüchern. Sie gliedert sich in einen kürzeren methodischen Teil und einen längeren dokumentierenden, auf Sicherung angelegten Teil.
Nach der Erkenntnis des Verfassers steht eine zusammenhängende Geschichte der Lexikographie des Deutschen bisher aus. Unabhängig davon ermittelt er eine Reihe brauchbarer Ansätze für eine Methodik der Wörterbuchgeschichte. Aus ihnen entwickelt der einen systematisierten Versuch einer Methodik der Wörterbuchgeschichte (für syntopische Dialektwörterbücher), nach dem bei einer zweigliederigen Konzeption der chronologische Teil dem thematischen Teil vorausgehen sollte.
Auf dieser Grundlage behandelt er nacheinander sorgfältig, verständlich und überzeugend die Forschungslage zum niedersächsischen Wörterbuch, die Literatur- und Quellenlage und die Geschichte des niedersächsischen Wörterbuchs. Der chronologische Teil setzt mit den lexikografischen Vorläufern, der Gründung der Arbeitsstelle und den ersten Jahren der Materialsammlung (1925-1939) ein und reicht bis in die Gegenwart (Ende 2008), bis zu der 61 Lieferungen erschienen sind, woraus der Verfasser bei insgesamt schätzungsweise zwei Millionen Satz- und Wortbelegen bzw. schätzungsweise 3,2 Millionen Belegen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert zu etwa 150000 Dialektwörtern eine mögliche Fertigstellung des größten und umfangreichsten niederdeutschen Wörterbuchs in zehn Bänden im Jahre 2020 errechnet. Im thematischen Teil behandelt er außer der Materialbasis die Wörterbuchkonzeptionen, die personelle Ausstattung, die Finanzierung, die sonstige Ausstattung, die hochschulinterne Organisation, Dialektgeographie, Karten, Außenwirkungen, Kontakte zu anderen Wörterbucharbeitsstellen, Benutzer und Verlag, so dass er einschließlich des umfangreichen Anhangs insgesamt für das Niedersächsische Wörterbuch das bietet, was nach seinem methodischen Teil bisher in Deutschland noch fehlte, wobei wichtigste Garanten eines tatsächlichen Erfolgs eine fähige leitende und treibende Kraft und die für die Unterstützung und Ausführung erforderlichen (öffentlichen) Geldmittel zu sein scheinen.
Innsbruck Gerhard Köbler