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Anno neun 1809-2009. Kritische Studien und Essays, hg. v. Reinalter, Helmut. Studien-Verlag, Innsbruck 2009. 506 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT

KöblerAnnoneun20111028 Nr. 13829 ZRG GA 129 (2012) 50 IT

 

 

Anno neun 1809-2009. Kritische Studien und Essays, hg. v. Reinalter, Helmut. Studien-Verlag, Innsbruck 2009. 506 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Als Folge der Niederlage des vereinigten Heeres Russlands, Englands und Österreichs in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz gegen Napoleon am 2. Dezember 1805 musste Österreich im Frieden von Pressburg am 26. Dezember 1805 die Grafschaft Tirol und Vorarlberg von Vorderösterreich an das Kursfürstentum Bayern, den Breisgau an Baden und den Rest Vorderösterreichs an Baden und Württemberg abtreten. Bayern führte wenig später Veränderungen ein und missachtete dabei die Tiroler Wehrverfassung (Landlibell Kaiser Maximilians I. von 1511) und kehrte zur josephinischen Kirchenreform zurück. Als es Tiroler Rekruten für die Armee Bayerns ausheben wollte, kam es am 9. April 1809 in Innsbruck zu einem Aufstand, wobei sich der Wirt und Viehhändler Andreas Hofer aus dem Passeiertal rasch an die Spitze setzte, aber nach verschiedenen kleineren Siegen seiner ungeübten Bauerntruppen geschlagen, verfolgt und in Mantua hingerichtet wurde.

 

Zweihundert Jahre nach diesen Vorgängen gedachte Tirol in verschiedenster Form seines Andreas Hofer. Außer einigen anderen Werken und sonstigen Festlichkeiten erschienen dabei auch kritische Studien und Essays, die Helmut Reinalter zusammengestellt hat. Sie gehen von einer anderen Perspektive zu Andreas Hofer und zur Erhebung Tirols 1809 aus, für welche viele Impulse aus der Innsbrucker Nachdenkgruppe Atlantis kamen.

 

Im Mittelpunkt steht dabei die Erkenntnis, dass Andreas Hofer wohl eine gute Beurteilungskraft in hauswirtschaftlichen Angelegenheiten hatte, für das Verständnis oder die Leitung irgendeines höheren Regierungsgeschäfts aber wenig fähig war und die Ideen der Aufklärung und der französischen Revolution als ernsthafte Bedrohung seiner angestammten Lebensform empfand. Dementsprechend enthält der Band 8 Beiträge zu Geschichte und Tradition (davon vier des Herausgebers), 17 Fallbeispiele zu Gegenwarts- und Zukunftsperspektiven sowie zwei Untersuchungen im kritischen Blick von außen. Festgestellt wird dabei, dass die Tiroler 1809 vor allem gegen die Aufklärung und gegen die bürgerlichen Freiheiten und für Absolutismus und den Obrigkeitsstaat kämpften, was spätestens 2009 in das allgemeine Bewusstsein gehoben zu werden verdient.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler