Adelsgruber, Paulus/Cohen, Laurie/Kuzmany, Börries, Getrennt und doch verbunden. Grenzstädte zwischen Österreich und Russland 1772-1918. Böhlau, Wien 2011. 316 S. Besprochen von Gerhard Köbler. IT
Adelsgruber, Paulus/Cohen, Laurie/Kuzmany, Börries, Getrennt und doch verbunden. Grenzstädte zwischen Österreich und Russland 1772-1918. Böhlau, Wien 2011. 316 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Buch ist das Ergebnis zweier vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung von 2004 bis 2009 geförderter Forschungsprojekte mit den Themen Multikulturelle Grenzstädte in der Westukraine 1772-1914 einerseits und Imperiale Peripherie: Religion, Krieg und die Szlachta andererseits. Die Projektleitung hatte Andreas Kappeler, die Projektdurchführung oblag den Verfassern. Gemeinsam haben sich die Beteiligten zu einer kollektiven Monografie und gegen eine Zusammenstellung mehrerer Einzelbeiträge entschieden.
Gegliedert ist das einheitliche Werk in acht Abschnitte. Einer kurzen Einleitung folgen der Blick auf die drei betrachteten Grenzstadtpaare (Brody und Radzivilov, Podwoloczyska und Voločisk sowie Husiaty und Gusjatin in Galizien, Wolhynien und Podolien), der Blick auf die Grenze, der auf dem Umschlag durch eine farbige Abbildung aus Brodny veranschaulicht wird, die Bedeutung der Grenze für den Handel und für die Religion sowie die Betrachtung der Wirkungen des Ersten Weltkriegs. Am Ende ziehen die Verfasser Schlussfolgerungen und fragen danach, was bleibt.
Ausgangspunkt der gesamten Fragestellung ist die erste Teilung Polen-Litauens im Jahre 1772, die Österreich und Russland zu Nachbarn machte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde daraus teilweise eine Grenze zwischen Polen und Russland, nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand die von den Autoren im Sommer 2006 begangene Grenze innerhalb der Ukrainischen Republik der Sowjetunion bzw. seit 1991 der Ukraine. Am Ende können die Verfasser überzeugend die Langlebigkeit historischer, sowohl trennender wie auch verbindender Grenzen feststellen, die sich zwar verwischen können, die aber als mentale Trennlinien auf den geistigen Landkarten - zumindest zeitweise - bestehen bleiben.
Innsbruck Gerhard Köbler