Walter, Tonio, Kleine Stilkunde für Juristen, 2. Aufl. Beck, München 2009. XVI, 276 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Walter, Tonio, Kleine Stilkunde für Juristen, 2. Aufl. Beck, München 2009. XVI, 276 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Walter, Tonio, Kleine Rhetorikschule für Juristen. Beck, München 2009. XVI, 319 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Hamburg 1971 geborene, nach dem Studium in Bonn und Freiburg im Breisgau bei Klaus Tiedemann tätige, auf Grund einer Arbeit über Betrugsstrafrecht in Frankreich und Deutschland 1999 promovierte, 2004 mit einer Untersuchung zur allgemeinen Lehre vom Verbrechen und der Lehre vom Irrtum de lege lata und de lege ferenda habilitierte, 2006 nach Regensburg berufene Verfasser sah die Juristen bereits 2002 von der Sprachgemeinschaft aufgegeben. Zu dieser Erkenntnis führte ihn eine Laune des Augenblicks, in der er sich einen alten Stilduden mit einer Einleitung „vom deutschen Stil“ Ludwig Reiners’ kaufte. Da er aus der Lektüre die Einsicht gewann, „es bisher so nicht gesehen zu haben“, veröffentlichte er 2002 einen Leitfaden, der lebendig, kurz und nützlich sein sollte.
Obwohl er danach als erste Reaktion die Zuschrift eines Lesers mit den Worten „ich habe selten ein so langweiliges Buch gelesen und es daher einem Freund geschenkt, dem es als Regaldekoration gewiss gute Dienste leistet“ erhielt, fanden sich sogar einige Käufer mehr als seine Reihe wohlwollender Rezensenten, so dass er sich sieben Jahre nach der ersten Auflage zu einer Auffrischung entschloss. Bei ihr ging er sehr behutsam vor. so dass er neben Neuzugängen und wenigen Streichungen im Überblick über das Schrifttum und neben rein Kosmetischem nur einige Beispiele ergänzte und Änderungen der Gesetze berücksichtigte.
In seiner Einleitung erklärt der Verfasser, was dieses Buch will, wie es angelegt ist und welches Schrifttum es zu seiner Thematik (einschließlich der Stilpäpste) gibt. Danach behandelt er den Stil, die Sprache und das Deutsche, Stilregeln, Stilmittel, Stilfragen sowie Stilsünden und fügt ein Textbeispiel, einen Schluss und zwei Anhänge an. Verständlich und unterhaltsam kann der Verfasser so seine Leser zu der Einsicht führen, dass sie nicht alles bisher schon so gesehen haben wie er und dass sie sich stärker als zuvor darum bemühen sollten, verständlich zu schreiben, ohne langweilig zu sein.
Einer der mehreren Gründe für die Neuauflage war für den Verfasser der inzwischen eingetretene Aufschwung der so genannten Schlüsselqualifikationen in der juristischen Ausbildung. Zu ihnen gehört auch die Rhetorik. Zu ihr verfasste er gleichzeitig eine kleine Schule für Juristen, die von Anfang an als Schwester gedacht war und als Geschwister keinen zu großen Altersunterschied aufweisen sollte.
Ziel dieser Rhetorikschule ist es der (neuen) Freude an der Rede und der (neuen) Anerkennung der Rede als Leistung Rechnung zu tragen. Dazu kam die Feststellung einer planwidrigen Regelungslücke im Literaturangebot, das keinen rhetorischen Ratgeber kennt, der von oder für Juristen geschrieben wurde. Diese Lücke sollte geschlossen werden, obwohl der Verfasser dem Leser nicht versprechen kann, dass er nach der Lektüre des weit zurückgreifenden Werkes ein besserer Redner sein wird als vor ihr.
Das mit O. J. Simpson, in dessen Strafverfahren die Staatsanwältin trotz erdrückender Indizien das rhetorische Duell gegen fünf Verteidiger knapp verlor, beginnende Buch erklärt in der Einleitung ebenfalls, was es will, wie es angelegt ist und welches Schrifttum vorliegt. Danach beschreibt es die Rhetorik und ihre Geschichte (seit den Griechen), Besonderheiten des Mündlichen, den Aufbau einer Rede, die guten Gründe der Begründungslehre, Stilfragen, Rede und Gegenrede. Es endet mit den neun, den Inhalt zusammenfassenden rhetorischen Hauptsätzen Sympathie für einen Menschen führt zu Sympathie für seine Sache, das Publikum mag den Redner, der weiß, wovon er spricht, von seiner Sache überzeugt ist, zu seinem Tun oder seiner Tat steht, der Redner wirkt sicherer als er denkt, muss sich wohlfühlen und Ende gut, alles gut, obgleich dem Verfasser insgesamt Ethik wichtiger als Eloquenz ist, wenn auch „Rede gut - vieles gut“ bleibt, so dass sich das Bemühen lohnen kann, ein guter Redner zu werden.
Innsbruck Gerhard Köbler