Vogelfänger, Tobias, Nordrheinische Flurnamen und digitale Sprachgeographie. Sprachliche Vielfalt in räumlicher Verbreitung (= Rheinisches Archiv 155). Böhlau, Köln 2010. 381 S. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Vogelfänger, Tobias, Nordrheinische Flurnamen und digitale Sprachgeographie. Sprachliche Vielfalt in räumlicher Verbreitung (= Rheinisches Archiv 155). Böhlau, Köln 2010. 381 S. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Thomas Klein betreute, 2008 von der philosophischen Fakultät der Universität Bonn angenommene Dissertation des Verfassers. Sie will die zahlreichen bereits vorhandenen unterschiedlichen flurnamengeographischen Ansätze im Rheinland in Umfang und Methode erweitern. Dazu untersucht der Verfasser auf der Grundlage der Verbreitung einzelner Flurnamentypen ein für das nördliche deutsche Rheinland flächendeckendes Belegmaterial mit mehr als 200000 Flurnamen auf sprachliche Raumstrukturen.
Zu diesem Zweck behandelt er nach einer Einleitung in seiner in sieben Teile gegliederten Untersuchung den Untersuchungsgegenstand (Flurname) und den Untersuchungsraum (Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln mit 12655 Quadratkilometern Gebiet, 14 kreisfreien Städten und 13 Kreisen) einschließlich der sprachlichen Gliederung der preußischen Rheinprovinz in Niederfränkisch und Südniederfränkisch, Ripuarisch und Moselfränkisch und der naturräumlichen Gliederung in deutsche Mittelgebirgsschwelle (Westeifel, Osteifel, Bergisches Land) und norddeutsches Tiefland (Kölner Bucht, niederrheinisches Tiefland), die Auswahl, Erfassung und sprachgeographische Aufbereitung des Belegmaterials, die Entwicklungen in der Flurnamengeographie von den Impulsen der Bonner Schule bis zu den Vorteilen der Popularitätskarte und die Auswahl und den Aufbau der einzelnen Flurnamenartikel. Die sprachgeographische Auswertung erfasst insgesamt 35 Bezeichnungen für Täler und Senken, Berge und Hügel, umzäunte Ländereien und Befestigungen, sandige und minderwertige Geländeteile, feuchte Geländeteile, Graslandteile, Flurteile, Wege und Wohnstätten. Im Einzelnen geht es um Siefen, Dell(e), Kaul(e)/Kuhl(e)/Kutt(e)/Kut(e), Schlad(e)(n), Scheid, Hell(e)/Held(e), Hövel/Hügel, Hardt, Hahn/Hagen, Heck(e), Landwehr/Landgraben/Landhecke/Landhege/Gewehr/Knick/Gebück, Driesch, Sand, Geist/Gest, Brühl, Bruch, Bend(e)(n), Bitze, Kamp, Bungert/Baumgarten, Pesch/Pass, Weide, Wiese/Mate, Anger, Acker, Stück, Feld, Breit(e)(n), Gewann(e), Morgen, Trift, Weg, Pfad, Hostert und Kat(e)/Kott(en)/Hütte.
Die Untersuchung nutzt intensiv und innovativ die durch die digitale Technik eröffneten Möglichkeiten. Ihr gelingt erstmals die Ermittlung von Flurnamenräumen (Bergisches Land, Eifel und Voreifel, Kölner Bucht, niederrheinisches Tiefland) auf der Grundlage eines auf messbarer Vorkommenshäufigkeit beruhenden Verfahrens, wobei sich die naturräumliche Gliederung als entscheidend für die räumliche Verbreitung der Flurnamen erweist. Möge der dadurch erreichte Wissensfortschritt sich auf die deutsche Flurnamenforschung insgesamt und darüberhinaus auch auf die allgemeinere Sprachgeographie einschließlich der Rechtssprachgeographie fruchtbar auswirken.
Innsbruck Gerhard Köbler