Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis - Das Leben Bischof Meinwerks von Paderborn. Text, Übersetzung, Kommentar, hg. v. Berndt, Guido M. (= Mittelalter-Studien). Fink, München 2009. 329 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis - Das Leben Bischof Meinwerks von Paderborn. Text, Übersetzung, Kommentar, hg. v. Berndt, Guido M. (= Mittelalter-Studien). Fink, München 2009. 329 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In Paderborn wurde nach Mittelalterschauen zum Paderborner Gipfeltreffen des Jahres 799 zwischen dem fränkischen König Karl (dem Großen) und Papst Leo III. 1999 und zu(m) Canossa(gang Heinrichs IV.) 1077 im Jahr 2006 für 2009 eine weitere gemeinsame Ausstellung des Museums in der Kaiserpfalz und des Diözesanmuseums unter dem Titel „Für Königtum und Himmelreich - 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn“ in Angriff genommen, die sich die Weisung neuer Wege in die Geschichte des Mittelalters zum Ziel setzte. In diesem Kontext wurde der Fachwelt wie auch den allgemein an der mittelalterlichen Geschichte Interessierten eine Neuausgabe der Lebensbeschreibung Meinwerks angeboten. Erarbeitet wurde sie am Institut zur interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens in verhältnismäßig knapper Bearbeitungszeit.
Das Bistum Paderborn wurde im Jahre 806 gegründet, nachdem schon 778/780 an der Kirche Sankt Salvator der wohl älteste Klerikerkonvent Westfalens gebildet worden war. Wohl am 9. März 1009 übertrug König Heinrich II. bei einer Versammlung in der Königspfalz Goslar das Bistum Paderborn an Meinwerk, der es als zehnter Bischof 27 Jahre hindurch führte. Sein Wirken ließ ihn zusammen mit seiner Vita zu einem der bekanntesten der 591 deutschen Bischöfe des 11. und 12. Jahrhunderts werden.
Überliefert ist die Lebensbeschreibung in drei mittelalterlichen Handschriften. An ihrer Spitze steht das in Kassel, Universitäts-, Landes- und Murhardsche Bibliothek, Codex 4° Ms. hist. 12 aufbewahrte Manuskript. Es umfasst auf den Blättern 1a-72b seiner insgesamt 94 Blätter die Vita Meinwerci in später karolingischer Minuskel mehrerer Hände der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit zahlreichen Zusätzen und Korrekturen von etwas jüngerer Hand, Interlinearglossen, Marginalglossen und zahlreichen späteren Benutzernotizen.
Der Text überschreitet die üblichen Grenzen mittelalterlicher Viten vor allem dadurch weit, dass er Biographisches und Historiographisches vereint, Züge eines Erbauungsbuchs aufweist und außerdem als Kopialbuch und Güterverzeichnis der Paderborner Kirche sowie als Bericht über die Gründung des Klosters Sankt Peter und Paul (Abdinghof) dient. Der Herausgeber führt ausführlich in das Werk, für das er eine mehrstufige Genese wohl in Abdinghof postuliert, und das Leben des aus begüterter Familie stammenden Meinwerk ein und legt die Grundsätze seiner den Text vorlagenahe und lesbar in die neuhochdeutsche Sprache übertragenden und in Anmerkungen kommentierenden Ausgabe dar. Umfangreiche Anhänge runden die wohl auch durch den zeitlichen Druck gezeichnete hilfreiche Neuerscheinung angenehm ab.
Innsbruck Gerhard Köbler