Schwaben und Italien. Zwei europäische Kulturlandschaften zwischen Antike und Moderne. Aufsätze zur Bayerischen Landesausstellung 2010 „Bayern-Italien“ in Füssen und Augsburg, hg. v. Wüst, Wolfgang/Fassl, Peter/Riepertinger, Rainhard (= Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben 102). Wißner-Verlag, Augsburg 2010. 445 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Schwaben und Italien. Zwei europäische Kulturlandschaften zwischen Antike und Moderne. Aufsätze zur Bayerischen Landesausstellung 2010 „Bayern-Italien“ in Füssen und Augsburg, hg. v. Wüst, Wolfgang/Fassl, Peter/Riepertinger, Rainhard (= Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben 102). Wißner-Verlag, Augsburg 2010. 445 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In Irsee fand vom 2. bis zum 4. November 2007 eine Tagung über Grenzüberschreitungen statt, die sich mit den Außenbeziehungen Schwabens in Mittelalter und Neuzeit befasste, deren 25 Beiträge in Band 100 der Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben veröffentlicht wurden. Dabei wurde Italien zwar bereits berücksichtigt, aber nicht so, wie es seinem wahren Stellenwert in Schwaben entspricht. Deswegen wurden die damals noch nicht wahrnehmbaren Möglichkeiten im Rahmen der Landesausstellung 2010 des Hauses der bayerischen Geschichte in Füssen und Augsburg vom 21. 5. bis zum 10. 10. 2010 nachgeholt und dazu rund 20 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht, die vom Altertum bis zur Gegenwart reichen.
Gegliedert sind sie insgesamt in vier zeitliche Abschnitte. Das Schwergewicht liegt dabei recht deutlich auf der frühen Neuzeit. Dem knappen Vorwort der Herausgeber entspricht am Ende eine sachliche Zusammenfassung der Beiträge durch Alexander Estel.
Für die Antike werden dabei Augsburg im römischen Reich (Wolfgang Kuhoff) und Kempten - Cambodunum mit der Frage nach der ersten Hauptstadt in der römischen Alpenprovinz Rätien (Gerhard Weber) erfasst. Das Mittelalter nehmen Christof Paulus, Gisela Drossbach, Andreas Otto Weber, Wolfgang Wüst und Franz Rasso Böck von unterschiedlichen Ausgangspunkten her in den Blick. Für die Neuzeit kommt außer etwa den Augsburger Basilikabildern auch die Rechtsgeschichte besonders zu Wort, für die Christoph Becker dem Einfluss der Rechtsschule von Bologna auf das Wirtschaftsrecht in Augsburg nachspürt, während Hans Schlosser seine vielfältigen Untersuchungen zur Galeerenstrafe in Bezug auf den lukrativen Handel der Reichsstadt mit Straftätern im 18. Jahrhundert vertieft und Marita Krauss Arbeitswanderer aus Italien in Schwaben vom Ende des 19. Jahrhunderts bis nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtet.
Insgesamt entsteht auf diese Weise ein buntes Panorama der vielfältigen Verbindungen zwischen Schwaben und Italien. Versinnbildlicht wird die Liebe der sparsamen Schwaben zu Italien durch Hans Burgkmairs des Älteren (1473-1531) Bild der betenden Nonnen vor der römischen Basilika Santa Croce, mit dem ein Augsburger Künstler 1504 nach italienischen Vorbildern einen Sakralraum mit Pigergruppe malt, die sich die kostspielige und nicht ungefährliche Fahrt in den Süden erspart, indem sie vor dem nahen Abbild vor Ort und nicht vor der wirklichen Basilika in Rom betet. Dankenswerterweise schließen ein Ortsregister und ein Personenregister den reichen Inhalt des gediegenen Bandes für jeden Interessierten näher auf.
Innsbruck Gerhard Köbler