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Nievergelt, Andreas, Athochdeutsch in Runenschrift. Geheimschriftliche volkssprachige Griffelglossen (= Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Beiheft 11). Hirzel, Stuttgart 2009. 214 S., 49 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

Nievergelt, Andreas, Althochdeutsch in Runenschrift. Geheimschriftliche volkssprachige Griffelglossen (= Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Beiheft 11). Hirzel, Stuttgart 2009. 214 S., 49 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit den raunenden Runen ist von Anfang an Geheimnisvolles verbunden, weil sie es auf geheimnisvolle Weise ermöglichen, Gedanken einzelner Menschen eine gewisse dauerhafte Objektivität zu verleihen. Nach dem Unterliegen ihrer Zeichen gegenüber den stärkeren lateinischen Buchstaben entstand eine Möglichkeit dauerhafter Aufzeichnung ohne Verständlichkeit für jedermann. Von daher haben sie wie sonstige Geheimschriften an sich einen besonderen Reiz.

 

Den Verfasser haben unerwartete Runenfunde im Rahmen seiner Glossenforschung zu der ursprünglich als Aufsatz geplanten Veröffentlichung geführt. Durch das Angebot der Publikation als Buch wurde es ihm möglich, das aufgefundene Runenmaterial zusammen mit weiteren Griffelglossenfunden im Rahmen der mittelalterlichen Glossenkryptographie darzustellen. Damit wird Geheimnisvolles erfreulicherweise jedermann zugänglich gemacht.

 

In seiner Einleitung beschreibt der Verfasser die mittelalterlichen Geheimschriften, sieht den Grund für die Verwendung von Geheimschriften durch Glossatoren als noch nicht endgültig geklärt an, ermittelt sieben Handschriften mit geheimschriftlichen Griffelglossen (fünf in Sankt Gallen, zwei in München) und scheidet je eine Handschrift in Augsburg und Wien aus seiner Untersuchung aus. Danach wendet er sich dem Althochdeutschen in Runenschrift (in vier Sankt Gallener Handschriften) zu und behandelt die Althochdeutschen bfk-Griffelglossen in den übrigen drei Handschriften. Im Ergebnisgelangt er zu der Ansicht, dass eigentlich nichts darauf hindeutet, dass mit der kryptographischen Schreibung Geheimhaltung oder Geheimnistuerei bezweckt worden wären, und bietet wertvolle Register seiner innovativen, die Quellenlage in einem einzelnen besonderen frühmittelalterlichen Überlieferungsbereich (von etwa 125 althochdeutschen Interpretamenten) verbessernden Leistung.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler