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Meineke, Birgit, Die Ortsnamen des Kreises Lippe (= Westfälisches Ortsnamenbuch 2). Verlag für Regionalgeschichte 2010. 687 S., 3 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

Meineke, Birgit, Die Ortsnamen des Kreises Lippe (= Westfälisches Ortsnamenbuch 2). Verlag für Regionalgeschichte 2010. 687 S., 3 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit den Ortsnamen des Kreises Lippe wird nach dem Kreis Soest der zweite von insgesamt 19 geplanten Bänden des in Münster als Teil des Forschungsunternehmens Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen bearbeiteten Westfälischen Ortsnamenbuches vorgelegt. Er umfasst von Abbedeshagen bis Wüsten mehr als 400 (446?) schriftlich bis 1600 bezeugte Siedlungsnamen sechzehner heutiger Gemeinden, darunter mehr als 100 Wüstungen und etwa 380 Ortsnamen mit Grundwörtern, etwa 30 Ortsnamen mit Suffixen und rund 35 aus Simplizia gebildeten Ortsnamen (z. B. Bega, Nesse oder Spork) sowie 8 mit p anlautende Ortsnamen. Dazu werden in grundsätzlich jeweils drei Gliederungspunkten quellenkritische Angaben vorgestellt, bisherige Deutungen dargelegt und dann kritische Erörterungen mit dem Ziel optimaler Lösung in den Formen von Übernahme, Verbesserung oder begründeter Ablehnung vorgenommen.

 

Als kennzeichnend sieht die Bearbeiterin dabei zwei Namengruppen an. Am häufigsten sind die grundsätzlich durchsichtigen Namen auf hus und altsächsisch thorp bzw. mittelniederdeutsch dorp belegt. in sehr frühe Zeit reichen ursprüngliche Naturnamen zurück, die auf alten Flurnamen oder Gewässernamen beruhen und das Gebiet nach den Erkenntnissen der Bearbeiterin als Teil eines größeren vom Baltikum bis England reichenden Sprachraums erweisen.

 

Die Bearbeiterin ist bereits seit 1987 im Umfeld der Münsteraner Germanistik durch eigene wissenschaftliche Leistungen hervorgetreten. Sie ist also philologisch bestens ausgewiesen. Es ist arbeitstechnisch gut verständlich, dass Grundwörter (ohne Unterscheidung von Sprachstufen apa 3?, au 1?, beke 22?, bere 1?, berg 17?, born 4?, brink 1?, brok 12?, burg 9?, dal 2?, denne 1?, dik 1?, dorp 93?, feld 10?, ger 1?, go 2?, grund 1?, hagen 26?, heide 6?, hem 1?, hof bzw. hove 15?, hol 1?, holt 5?, hop 1?, horn 1?, horst 1?, husen 115?, kamp 1?, kirche 2?, lage 3?, loh 6?, mar 2?, mark 1?, mathl 1?, sele 1?, seti 1?, siek 10?, stede 2?, stein 1?, wald 1?, wik 1?, winkel 1?, word 3?) und Suffixe (ahi 1?, ing, ithi 7?, l, meno 1?, n 5?, r 2? , s 3?, st 2?) nicht im Lexikonteil abgehandelt , sondern im Anhang besprochen werden, für den Leser bedeutet dies freilich ein lästiges Blättern, das sich leicht vermeiden ließe, wenn das Ergebnis der Erörterung in prägnanter Kurzform auch im jeweiligen Artikel geboten würde.

 

In jedem Fall ist das Erscheinen des durch die Erläuterung ausgewählter Fachausdrücke, ein Literatur-, Quellen- und Kartenverzeichnis und ein Register sowie zwei Übersichtskarten abgerundeten Bandes sehr zu begrüßen. Darüber hinaus ist auf ein zügiges Voranschreiten des Westfälischen Ortsnamenbuchs wie des Niedersächsischen Ortsnamenbuch in gleicher gediegener Arbeitsweise und Ausstattung sehr zu hoffen. In jedem Fall verdient die letztlich von Jürgen Udolph ausgehende Initiative der modernen kritischen Erfassung der deutschen Ortsnamen als eines wertvollen Kulturerbes größtmögliche Unterstützung.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler