Feller, Claudia, Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg. Ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol. Edition und Kommentar (= Quelleneditionen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 4). Böhlau, Wien 2009. 412 S. Besprochen von Christof Paulus.
Feller, Claudia, Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg. Ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol. Edition und Kommentar (= Quelleneditionen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 4). Böhlau, Wien 2009. 412 S. Besprochen von Christof Paulus.
„Einkünfte in geradezu enormer Höhe“ für einen nichtfürstlichen Adligen attestiert Claudia Feller dem 1411 verstorbenen Heinrich von Rottenburg (S. 118), obzwar das historiographisch überlieferte Jahreseinkommen von 20 000 Dukaten allzu sagenhaft erscheint. Die Forscherin hat in ihrer Innsbrucker Dissertation das im Tiroler Landesarchiv aufbewahrte Rationarium Heinrichs in einer sorgfältigen Edition kommentiert, umfassend ausgewertet und eingeordnet. Die Handschrift, wohl auf oberitalienischem Papier, enthält Rechnungslegungen der Jahre zwischen 1403 und 1410 und ist schon aufgrund ihres Umfangs außergewöhnlich zu nennen. Auch umfasst sie – was rechtsgeschichtlich besonders interessant – etwa ein Weistum über die Malefizgerichtsbarkeit in den Gerichten Rottenburg und Freundsberg sowie über Fischerei und Jagd (S. 324–326).
Feller hat ihrer Edition eine historische Einbettung vorausgeschickt, in der sie zunächst das ab der Mitte des 12. Jahrhunderts nachzuweisende Geschlecht der Rottenburger prägnant und quellennah vorstellt. Es folgt ein Biogramm Heinrichs von Rottenburg, des letzten männlichen Nachkommens. Abschließend geht Feller kurz auf die Erbstreitigkeiten ein; erst 1452 konnte hierüber zwischen den Grafen von Laufen und den Habsburgern eine Einigung erzielt werden. Es schließt sich ein hilfswissenschaftliches Kapitel zu der wohl von Otto Stolz foliierten Handschrift an. Feller untersucht hierbei etwa die Wasserzeichen und geht knapp auf Schreiber (hauptsächlich eine Hand) und Schrift (jüngere gotische Kursive) ein. Tabellarische Übersichten eröffnen Anlage und Aufbau des Rechnungsbuchs.
Die im Rationarium genannten Herrschaften und Gerichte – etwa Aichach, Caldif, Castelfondo, Leuchtenburg, Rettenberg, Wiesberg – werden in alphabetischer Abfolge vorgestellt. Bei der Analyse der Funktionsträger sind bemerkenswerte Ansätze eines hierarchischen Systems zu erkennen. Einkommensschwächere Adlige traten in Dienste der Rottenburger. Vor der Edition, die eine gewichtige wirtschafts- und sozialgeschichtliche Quelle vorbildlich erschließt, steht eine Übersicht zu den im Rechnungsbuch gebräuchlichen Maßen, Münzen und Gewichten (zugrunde liegt die Veroneser Währung). Ein Personen- und Ortsregister erschließt den für die spätmittelalterliche Adels- wie Tiroler Landesgeschichte bedeutsamen und etwa durch eine Zusammenstellung der Rottenburger Siegel (S. 75) bereichernd illustrierten Band.
Seehausen am Staffelsee Christof Paulus