Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in Mittelalter und früher Neuzeit. Hospitals and Institutional Care in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Scheutz, Martin/Sommerlechner, Andrea/Weigl, Herwig/Weiß, Alfred Stefan (= Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 51) Oldenbourg, München 2008. 477 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in Mittelalter und früher Neuzeit. Hospitals and Institutional Care in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Scheutz, Martin/Sommerlechner, Andrea/Weigl, Herwig/Weiß, Alfred Stefan (= Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 51) Oldenbourg, München 2008. 477 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Spital als das Haus zur Beherbergung Fremder, Kranker, Alter und Armer, das in seinen Anfängen auf das ausgehende Altertum zurückgeht und im Mittelalter zunächst vor allem von der Kirche eingerichtet wird, hat schon 1932 Siegfried Reicke für die Rechtsgeschichte besonders thematisiert. In der jüngeren Vergangenheit ist es Gegenstand allgemeinerer geschichtswissenschaftlicher Betrachtungen geworden, so dass eine Reihe von zugehörigen Sammelbänden erschienen ist. Die Verfasser des vorliegenden Werkes wollen das europäische Spitalwesen im weiteren Rahmen der institutionellen Armenfürsorge an Hand von ausgewählten Ländern und Regionen beschreibend darstellen und handbuchartig erfassen, jeweils Abschnitte über das Mittelalter und die frühe Neuzeit einander gegenüberstellen, Längsschnitte setzen und Eigenart und Gemeinsamkeiten der Zeiten und Räume kontrastieren oder zusammensehen, wofür sie in Wien im Mai 2006 ein Workshop abhielten.
Ziel des insgesamt 15 Beiträge umfassenden Bandes ist nach Aussage der Verfasser weder ein thematischer Schwerpunkt noch ein Absolutheitsanspruch. Vielmehr geht es darum, die Voraussetzung für Vergleichbarkeit zu schaffen, einen Überblick über die Quellenlage und den Bearbeitungsstand zu geben, Lücken aufzuzeigen, Probleme bewusst zu machen und erwünschte Untersuchungen zu benennen. Vorangestellt werden verschiedene einschränkende Vorgaben und pragmatische Lösungen wie etwa die Betonung des institutionengeschichtlichen Aspekts oder die Ausklammerung von Medizingeschichte und jüdischem Spitalwesen.
Zu Beginn behandelt Christina Vanja offene Fragen und Perspektiven der Hospitalgeschichte insgesamt. Danach wendet sich der Blick nacheinander auf England (Brigitte Resi für das Mittelalter, Ian W. Archer für das 16. und 17. Jahrhundert), Frankreich (Daniel Hickey für die frühe Neuzeit), das Patrimonium Petri (Gisela Drossbach), Nord- und Mittelitalien bzw. Italien (Andrea Sommerlechner für das 11. bis 14. Jahrhundert, Edoardo Bressan für die frühe Neuzeit), Südostdeutschland und Österreich bzw. Bayern und Österreich (Thomas Just und Herwig Weigl für das Mittelalter, Martin Scheutz und Alfred Stefan Weiß für die frühe Neuzeit), Oberdeutschland, Vorderösterreich und die Schweiz (Katharina Simon-Muscheid für das Mittelalter, Ludwig Ohngemach für die frühe Neuzeit), den Nordwesten des mittelalterlichen Regnum Teutonicum (Kay Peter Jankrift), das nördliche Deutschland (Frank Hatje für die frühe Neuzeit), Böhmen und Mähren (Petr Svobodný für das Mittelalter und die frühe Neuzeit, Ludmila Hlaváčková für die Jahre zwischen 1620 und 1780, Ivana Ebelová für die ersten Krankenhäuser) und schließlich auf Ungarn (Judit Majorossy und Katalin Szende für das Mittelalter und die frühe Neuzeit, Lilla Krász für den Übergang von der häuslichen Pflege zur Hospitalisation). Insgesamt wird auf diese Weise teils in Deutsch und teils in Englisch ein ansprechender Überblick geschaffen, der außer durch einige beigefügte Bilder und Graphiken wohl auch durch Register noch weiter hätte gewinnen können.
Innsbruck Gerhard Köbler