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Wolf, Stephanie, Erfurt im 13. Jahrhundert. Städtische Gesellschaft zwischen Mainzer Erzbischof, Adel und Reich (= Städteforschung A 67). Böhlau, Köln 2005. 376 S., 1 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)

Wolf, Stephanie, Erfurt im 13. Jahrhundert. Städtische Gesellschaft zwischen Mainzer Erzbischof, Adel und Reich (= Städteforschung A 67). Böhlau, Köln 2005. 376 S., 1 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Matthias Werner angeregte und Betreute, 2003 von der philosophischen Fakultät der Universität Jena angenommene Dissertation der Verfasserin. Sie steht am Ende vierjähriger wissenschaftlicher Forschungstätigkeit. Sie nimmt ihren Ausgangspunkt davon, dass die moderne Stadtgeschichtsforschung der letzen Jahrzehnte sich zwar mit Städten wie Köln, Regensburg, Mainz, Worms, Konstanz, Würzburg, Trier, Speyer, Straßburg und Basel vielfach und weiterführend befasst hat, dass aber das mittelalterliche Erfurt nahezu unerforscht blieb, obwohl es zu den großen Bischofsstädten des deutschen Reiches zählte.

 

Der Schließung dieser bedauerlichen Lücke ist die Untersuchung gewidmet. Dabei bietet sich der einer kurzen Einleitung folgende chronologische Verlauf zwanglos an. Von der Erfurter Bürgergemeinde im 12. Jahrhundert bis zu der quasiautonomen Stadt Erfurt der Jahre 1279-1290 verfolgt die Verfasserin das Geschehen in insgesamt neun Abschnitten.

 

Dem Beginn des 12. Jahrhunderts folgen die Anfänge der bürgerlichen Selbstverwaltung im staufisch-welfischen Thronstreit mit dem ersten Rat der auf Seiten Ottos IV. stehenden Erfurter und der Anerkennung Erzbischof Siegfrieds II. in Erfurt 1217. !233/1234 erweist sich der Kampf um die Selbstbehauptung als unausweichlich. Zwischen Erzbischof und Kaiser strebt Erfurt in den Jahren von 1241 bis 1244 nach Autonomie.

 

1255 wird, mitbeeinflusst durch den thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg, die Ratsherrschaft reformiert. Unmittelbar danach strebt der neue Rat nach einem Herrschaftsmonopol und wird im Konfliktjahr 1275 zu einer eigenständigen politischen Macht. Sie ermöglicht die Gewinnung einer quasiautonomen Stellung, auf Grund deren Erfurt im Besitz eines umfangreichen Landgebiets eine beherrschende Rolle in Thüringen während des ganzen Spätmittelalters gewann und bis zur Mediatisierung 1664 eigentlicher Mittelpunkt Thüringens wurde.

 

Gegründet ist die viele neue Einsichten vermittelnde Untersuchung auf ein weit ausgreifendes Quellen- und Literaturverzeichnis. Der Anhang bietet außer einem kurzen Exkurs die Ratsjahre von 1212 bis 1311, die fünf Ratsgeschlechter Saxo, Quadrans, Lange, Kerlinger und von Gotha sowie eine Stammtafel der Herren von Apolda. Ein Index der Ortsnamen und Personennamen rundet das für die mittelalterliche Geschichte Erfurts grundlegende Werk ab.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler