Technik in der frühen Neuzeit. Schrittmacher der europäischen Moderne, hg. v. Engel, Gisela/Karafyllis, Nicole C. (= Zeitsprünge. Forschungen zur frühen Neuzeit 8, Heft 3/4). Klostermann, Frankfurt am Main 2004. 248 S. 12652 Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)
Technik in der frühen Neuzeit. Schrittmacher der europäischen Moderne, hg. v. Engel, Gisala/Karafyllis, Nicole C. (= Zeitsprünge. Forschungen zur frühen Neuzeit 8, Heft 3/4). Klostermann, Frankfurt am Main 2004. 248 S. 12652 Besprochen von Gerhard Köbler.
Technik ist Arbeit, um Arbeit zu sparen, oder die Anwendung von Erkenntnissen und Mitteln zur Erzielung von Wirkungen und Folgen. Deswegen ist die Geschichte des Menschen auch eine Geschichte der von ihm gewonnenen Techniken und hat die Technik das Leben des Menschen verändert und insgesamt wohl durchaus erleichtert. Stand dabei das Recht der Technik zunächst eher fremd gegenüber, hat sich im späteren 20. Jahrhundert sogar ein eigenes Recht der Technik entwickelt.
Der Sammelband stellt einen Versuch dar, der Frage nachzugehen, wie sind unter der Perspektive des europäischen Einigungsprozesses, in der Neuorientierung auf ein nach-nationalstaatliches Europa die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Formierungsprozesse dessen, was wir unter Europa zu denken gewohnt sind, von neuem zu überdenken? Dementsprechend wollen die Herausgeber in ihrer Einleitung den Titel mit Fragezeichen gelesen sehen. War die Technik tatsächlich ein Schrittmacher der Moderne?
Vereint sind unter dieser Vorstellung insgesamt elf Beiträge jüngerer Wissenschaftler. Sie reichen von Technik, Wissen und Macht in Utopien und Zukunftsvorstellungen der frühen Neuzeit (Petra Schaper-Schinkel) über Theatertechnik im 17. Jahrhundert und ihr Verhältnis zum großen Welttheater (Ralf Haekel), Automaten (Nicole C. Karafyllis), Ingenieure (Marcus Popplow), Patente (Daniela Lamberini, Christian Mathieu), Architektur (Matteo Burioni), Machinae/macchine (Romano Nanni) und Technologie (Torsten Meyer) bis zur Entstehung der Geologie (Norman Fuchsloch). Dabei wird durchaus erkennbar, dass die Durchsetzung technischer Möglichkeit nicht unabhängig von politischen und sozialen Verhältnissen abläuft.
In ihren Studien kommen die Verfasser zusammenfassend zu der Ansicht, dass es die Technik als solche weder gab noch gibt, so dass sie auch nicht allgemein als Schrittmacher der Moderne angesehen werden kann. Deswegen kann der Blick in die frühe Neuzeit den Blick dafür schärfen, unter welchen Voraussetzungen Technik Wichtigkeit gewinnen und verlieren kann. In diesem Sinn kann die Technik in der frühen Neuzeit durch weitere Studien wohl immer noch besser erfasst werden.
Innsbruck Gerhard Köbler