Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch gesammelt von Unger, Theodor, für den Druck bearb. und hg. v. Khull, Ferdinand. Leuschner und Lubensky’s Universitäts-Buchhandlung, Graz 1903, Neudruck mit einem Vorwort v. Jontes, Günter. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2009. XXIV, 662 S. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)
Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch gesammelt von Unger, Theodor, für den Druck bearb. und hg. v. Khull, Ferdinand. Leuschner und Lubensky’s Universitäts-Buchhandlung, Graz 1903, Neudruck mit einem Vorwort v. Jontes, Günter. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2009. XXIV, 662 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Österreich ist im Wesentlichen Teil des bayerischen Mundartraums. Dabei hat die Steiermark als Zone des sprachlichen Ausgleichs Anteil am Mittelbauyerischen und am Südbayerischen. Grund dafür ist die nach den verheerenden Einfällen der Awaren und Ungarn vom 8. bis 10. Jahrhundert schubweise und aus unterschiedlichen Gegenden des oberdeutschen Sprachraums erfolgende Wiederbesiedelung oder Neubesiedelung, die im Laufe weniger Jahrhunderte die Einschmelzung der älteren und dünneren karantanisch-slawischen Bevölkerung mit sich brachte.
Ein Interesse an der geschichtlichen Erfassung dieser Gegebenheiten erwuchs erst seit dem früheren 19. Jahrhundert. Als seine Folge häuften sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts am steiermärkischen Landesarchiv in Graz ein beachtlicher Bestand an handschriftlichen Quellen für eine Sammlung steirischer Mundartwörter und eine größere Zahl von älteren und neueren Druckwerken an. Daraus formte der 1840 geborene, am Studium der Rechtswissenschaft gescheiterte Theodor Unger als Beamter am Landesarchiv während zwanzigjähriger Tätigkeit ein bei seinem Tode im Jahre 1896 noch wenig geordnetes Werk, das Ferdinand Khull (Klagenfurt 1854-Graz 1942) als Lehrer am Grazer zweiten Staatsrealgymnasium 1903 im Druck erscheinen lassen konnte.
Obwohl als Ergänzung zu Johann Andreas Schmellers bayerischem Wörterbuch (1827-1837) gedacht, folgte es nicht der heute ungewöhnlich erscheinenden Ordnung der Wörter nach Stammsilbenvoklaen, sondern wählte die formale Reihung nach dem Alphabet unter Normalisierung der Wörter der gesprochenen Sprache nach Hoch- und Schriftsprache hin. Wegen des Zusammenfalls von p/b und t/d besonders im Anlaut wurden unter b auch alle Wörter mit p und unter d alle Wörter mit t sowie unter f alle Wörter mit v eingestellt. Auch die Reihenfolge innerhalb des Buchstabens s weicht von der üblichen Alphabetisierung ab.
Trotz dieser Eigenheiten setzte sich das Werk als regionales Standardwerk durch. Es hat seit seinem Erscheinen keinen gleichwertigen Nachfolger gefunden. Aus diesem Grunde ist der erneute photomechanische Neudruck des von A (Mutterlamm) bis Zwurn (ein nicht näher bekanntes Heumaß) schätzungsweise etwa 20000 Ansätze (660mal 30) umfassenden, schlicht gehaltenen, aber gleichwohl sehr verdienstvollen Werkes sehr zu begrüßen.
Innsbruck Gerhard Köbler