Roloff, Gunnar, Die Spruchaktentätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Rostock und Bützow – zwischen Sommersemester 1760 und Wintersemester 1789/90 (= Rostocker rechtsgeschichtliche Reihe 3). Shaker, Herzogenrath 2003. X, 225 S. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)
Roloff, Gunnar, Die Spruchaktentätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Rostock und Bützow – zwischen Sommersemester 1760 und Wintersemester 1789/90 (= Rostocker rechtsgeschichtliche Reihe 3). Shaker, Herzogenrath 2003. X, 225 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Ralph Weber betreute, 2003 von der juristischen Fakultät der Universität Rostock angenommene Dissertation des Verfassers. Bereits im Vorwort weist der Bearbeiter zu Recht darauf besonders hin, dass schon Jörgen Haalck bei seiner 1957 vorgelegten Untersuchung über die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Rostocker Juristenfakultät in ihrem äußeren Verlauf den Wert des etwa 36000 Gutachten und Urteile umfassenden Materials erkannt habe, das von 1570 bis 1879 reiche und wegen seiner weitgehenden Lückenlosigkeit in Deutschland beinahe einmalig sei. Diese deutlichen Vorzüge schließen umgekehrt aber auch eine Gesamtbearbeitung aus, so dass sich der Verfasser zur Recht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt.
Im ersten Teil seiner Arbeit bietet er auf wenigen Seiten einen allgemeinen geschichtlichen Überblick (über das Heilige römische Reich deutscher Nation, Mecklenburg und Rostock) unter besonderer Berücksichtigung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Danach wendet er sich ausführlicher der Entwicklung der Universität Rostock unter besonderer Berücksichtigung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu, wobei er vertieft auf die Spaltung der Universität (in Rostock und Bützow vom 20. 10. 1760 bis April 1789) und ihre Wiedervereinigung bzw. Rückkehr eingeht. Danach behandelt er Rechtsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (allgemeine Rechtsgeschichte, Spruchaktenversendung).
Im vierten Teil wertet der Verfasser das vorhandene und erfasste Archivmaterial seiner Universität(en) für den ausgewählten Zeitraum aus. Dabei erörtert er nach Vorstellung seines Abfrageprofils das Archivmaterial (Signaturen, Protokollbücher, Spruchakten, Erkenntnisse und Gutachten, Abschriften der endgültigen Entwürfe), die Frequenzen (insgesamt 1988 Anfragen [Bützow 1629, Rostock 359] mit Schwankungen zwischen 55 und 9 pro Semester, Durchschnitt etwa 66 pro Jahr, etwa 5,5 Prozent des Gesamtmaterials), die Rechtsnatur der Antworten (überwiegend Urteile, weniger Rechtsbelehrungen), die Konsulenten ([507mal] Stadtgericht, Amtsgericht, Klosteramtsgericht, Patrimonialgericht, Hofgericht, Justizkanzlei sowie 107 bzw. 393 andere), Herkunft (für Rostock 45 Prozent aus Mecklenburg, für Bützow 77 Prozent), Bearbeitungsdauer (in zwei Dritteln der auswertbaren Fälle innerhalb zwanziger Tage, längste Bearbeitungszeit 289 Tage), Rechtsgebiete (Strafrecht 28 bzw. 31 Prozent, Zivilrecht 52 bzw. 40 Prozent, vor allem Obligationenrecht und Erbrecht), Normen, Kosten und Bearbeiter. Vielfach kann er die Ergebnisse Haalcks bestätigen, ergänzen, erweitern und vertiefen.
Der fünfte Teil besteht aus einzelnen Professorenbiografien. Einbezogen sind Ernst Johann Friedrich Mantzel, Hermann Becker, Jakob Heinrich Baleke, Adolf Friedrich Trendelenburg, Johann Matthias Martini, Wilhelm August Rudloff, Johann Christian (Edler von) Quistorp, Adolf Friedrich (von) Reinhard. Nikolaus Georg Bernhard von Loewenstern, Walther Vincent Wiese, Johann Christian (jun.) Eschenbach, Johann Jakob Prehn und Johann Jacob Lange. Eine zusätzliche Zusammenfassung der Erkenntnisse und ein Sachregister fehlen der eine bisherige Lücke erfreulicherweise schließenden Arbeit, die ihrerseits ein Baustein für eine umfassendere Betrachtung sein will.
Innsbruck Gerhard Köbler