Neschwara, Christian, Ein österreichischer Jurist im Vormärz. „Selbstbiographische Skizzen“ des Freiherrn Karl Josef Pratobevera (1769-1853) (= Rechtshistorische Reihe 374). Lang, Frankfurt am Main 2009. 299 S. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)
Neschwara, Christian, Ein österreichischer Jurist im Vormärz. „Selbstbiographische Skizzen“ des Freiherrn Karl Josef Pratobevera (1769-1853) (= Rechtshistorische Reihe 374). Lang, Frankfurt am Main 2009. 299 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Karl Josef von Pratobevera ist einer der bedeutendsten Juristen Österreichs im Vormärz. Gleichwohl fehlt er unter den von Michael Stolleins und Gerd Kleinheyer/Jan Schröder aufgenommenen wichtigen europäischen Juristen Christian Neschwara erklärt dies mit dem verfehlten Vorurteil der historischen Rechtsschule über die exegetische österreichische Jurisprudenz des 19. Jahrhundert als minderwertig und banausisch und widerlegt dies beispielhaft vor allem am Wirken und Werk Karl Josef Pratobeveras.
Zu diesem Zweck stellt er nach 1998 aufgenommenen Einzelstudien zunächst den Lebenslauf des in Bielitz in Österreichisch-Schlesien am 17. Februar 1769 als Enkel eines italienischen Wanderhändlers aus der Gegend von Como und Sohn eines Spezereihändlers geborenen, am 29. April 1829 geadelten Pratobevera knapp und klar dar. Danach studierte Pratobevera in Wien von 1786 bis 1790 Rechtswissenschaft und ließ sich nach der Promotion in Wien, wo ihm eine insgeheim erhoffte Universitätslaufbahn versagt blieb, als Anwalt nieder. Von 1796 bis 1806 wirkte er an dem neuen westgalizischen Appellationsgericht in Krakau, danach in der obersten Justizstelle in Wien, wo er 1807 auch als Beisitzer in die Gesetzgebungs-Hofkommission aufgenommen wurde, so dass er am Werden des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs hervorragend Anteil nehmen konnte.
Auf eigenen Wunsch wurde er 1818 an das niederösterreichische Appellationsgericht in Wien versetzt. In der Gesetzgebungs-Hofkommission wirkte er zwischen 1819 und 1838 an allen wichtigen Gesetzgebungsprojekten mit, darunter auch an einem gescheiterten Strafgesetzbuch. 1841 in den Ruhestand überführt, nahm er das Studium der Philosophie auf, geriet aber im Revolutionsjahr 1848, in dem ihn die Universität Prag den Ehrendoktor verlieh, in gesundheitlichen Verfall und verstarb am 6. November 1853 nach einem Schlaganfall.
Das Manuskript der zwischen Mai 1841 und Juli 1842 verfassten, nicht zur Veröffentlichung bestimmten und dementsprechend besonders offenen und interessanten selbstbiographischen Skizzen des bedeutenden Juristen befindet sich in Wien im österreichischen Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Familienarchiv Pratobevera, Karton 10. Der Herausgeber folgt bei der mühevollen Transkription der Handschrift den anerkannten Empfehlungen. Die zahlreichen Abkürzungen sind in heutiger Schreibweise einheitlich aufgelöst, Einfügungen in den Text aufgenommen.
Gegliedert sind die insgesamt vier Hefte in zwölf Abschnitte. Sie betreffen die Jahre 1769-1782, 1782-1784, 1784-1786, 1786-1790, 1790-1793, 1793-1796, 1796-1806, 1806-1814, 1814-1818, 1819-1835, 1835-1838 und 1838-1842. Sie nehmen im Druck etwas mehr als 200 Seiten ein.
Am Ende veranschaulichen eine Abbildung Pratobeveras und Schriftbeispiele den Text. Umfangreiche Register erschließen den Inhalt. Mit der Edition hat der Herausgeber einem der bedeutendsten österreichischen Juristen ein würdiges Denkmal gesetzt, das auch der österreichischen Jurisprudenz des Vormärz insgesamt zu besserem Ansehen verhelfen kann.
Innsbruck Gerhard Köbler