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Ludwig, Ulrike, Philippismus und orthodoxes Luthertum an der Universität Wittenberg. Die Rolle Jakob Andreäs im lutherischen Konfessionalisierungsprozess Kursachsens (1576-1580) (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 153). Aschendorff, Münster 2009. XI, 582 S. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)

Ludwig, Ulrike, Philippismus und orthodoxes Luthertum an der Universität Wittenberg. Die Rolle Jakob Andreäs im lutherischen Konfessionalisierungsprozess Kursachsens (1576-1580) (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 153). Aschendorff, Münster 2009. XI, 582 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Manfred Rudersdorf betreute, im Wintersemester 2006/2007 an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenchaft der Universität Leipzig eingereichte und im Sommer 2007 angenommene Dissertation der in Wittenberg geborenen, nach dem Studium der mittleren und neueren Geschichte, der Kunstgeschichte und Ethnologie in Leipzig seit 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Stiftung Leucorea in Wittenberg tätigen Verfasserin. Sie betrifft das Wirken des in Waiblingen am 25. 3. 1528 geborenen, in Tübingen am 7. 1. 1590 verstorbenen lutherischen Theologen, Kanzlers und Reformators Jakob Andreä. Dabei geht es der Verfasserin vor allem um die Untersuchung  des konfliktreichen Verhältnisses zwischen der Wittenberger Universität und Andreä als Vertreter der Interessen des Herzogs von Kursachsen während der Reformmaßnahmen der Jahre von 1576 bis 1580.

 

Nach einer Einleitung in Thema, Methode, Fragestellung, Quellenlage, Literaturstand und Forschungsstand sowie die Konstitutionsfaktoren der mitteldeutschen Reformationslandschaft behandelt die Verfasserin zunächst die stark von den Gedanken Philipp Melanchthons geprägte Universität von ihrer Gründung im Jahre 1502 bis 1571. Daran schließt sie Krise und Sturz des Philippismus samt Generalvisitation und studentischen Unruhen an. Sehr ausführlich und sorgfältig geht sie danach auf die Wirksamkeit Andreäs ein.

 

Am Ende steht die in ihrer Entstehung genau verfolgte, kursächsische, bis 1830 geltende und wirkende Universitätsordnung von 1580 als konsolidierende normative Regelungsinstanz, bei der auch die praktische Umsetzung in die Betrachtung einbezogen wird. Nach einem kurzen Ausblick auf die weitere Entwicklung bis 1602 bündelt die Verfasserin ihre neuen Einsichten in 17 Thesen. Danach zeigt die auf breiter Literaturgrundlage ruhende, durch 16 Abbildungen veranschaulichte Untersuchung die Universität als landesherrliche Bildungsinstitution im Spannungsfeld zwischen Philippismus und orthodoxem Luthertum.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler