Kurland. Vom polnisch-litauischen Lehnsherzogtum zur russischen Provinz. Ausgewählte Dokumente zur Verfassungsgeschichte 1561-1795, hg. v. Oberländer, Erwin/Keller, Volker. Schöningh, Paderborn 2008. 331 S. Besprochen von Gerhard Köbler., ZRG GA 127 (2010)
Kurland. Vom polnisch-litauischen Lehnsherzogtum zur russischen Provinz. Ausgewählte Dokumente zur Verfassungsgeschichte 1561-1795, hg. v. Oberländer, Erwin/Keller, Volker. Schöningh, Paderborn 2008. 331 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das in den rigaischen Meerbusen ragende, im Norden von der Düna, im Süden von Schamaiten begrenzte Kurland war in den ersten bekannten Anfängen von baltischen Kuren bewohnt. 1267 gewann der Deutsche Orden das Land, das danach einen der fünf Teile der livländischen Konföderation bildete. 1561 nahm der letzte Landmeister des Schwertbrüderordens (Schwertritterordens) das Ordensgebiet südlich und westlich der Düna vom König von Polen als Herzogtum Kurland zu Lehen, wobei Polen freie Religionsausübung und deutsche Obrigkeit zugestand, und 1795 kam das Gebiet bei der Aufteilung Polens an Russland, 1918 an Lettland, 1939 an die Sowjetunion und 1991 nach Auflösung der Sowjetunion wieder an Lettland.
Dieses Herzogtum lag zwar außerhalb des Heiligen römischen Reiches. Es war aber gleichwohl überwiegen deutsch geprägt, weil Herzog, Adel und die Mehrheit der Bürger deutsch waren und sowohl der König von Polen wie auch der Zar Russlands die Privilegien des Adels sicherten. Die lettischen Bauern hatten demgegenüber trotz ihrer größeren Zahl keine politische Bedeutung.
Geprägt ist die Geschichte des Herzogtums von dem Ringen zwischen Herzog und Ritterschaft um die Herrschaft. Diese Auseinandersetzungen wurden zwar von Schweden, Polen und Russland beeinflusst, trotz ihrer Besonderheiten bisher in der Verfassungsgeschichte aber zu wenig beachtet. Diesem Mangel will die vorliegende, interessante Dokumentation abhelfen.
In ihr legen unter einer Stadtansicht Mitaus (1702/nach 1731) als der Hauptstadt des Herzogtums Kurland und Semigallien die beiden Herausgeber in einem kurzen Vorwort zunächst ihre Ziele und Grundsätze offen. Danach beschreibt Volker Keller das Herzogtum im 16. und 17. Jahrhundert. Anschließend behandelt Erwin Oberländer das 18. Jahrhundert.
Die Edition vereinigt - vor allem nach Originalen, beglaubigten Kopien und offiziellen Drucken - insgesamt 23 - trotz Christoph George von Ziegenhorns Staatsrecht der Herzogtümer Curland und Semgallien (1772) - bisher insgesamt nicht immer leicht erreichbare Dokumente, die bei Bedarf auch in deutscher Übersetzung abgedruckt sind. Sie beginnen mit den Pacta subiectionis vom 28. November 1561 und enden mit einem Manifest Katharinas II. an die neuen Untertanen in Kurland, Semgallen und Pilten vom 15./26. April 1795. Eine Auswahlbibliographie, ein Personenregister, ein Ortsregister, ein Sachregister und eine Karte der Herzogtümer Kurland und Semgallen ergänzen das verdienstvolle Werk.
Innsbruck Gerhard Köbler