Die Gründung der Leopoldina - Academia Naturae Curiosorum - im historischen Kontext. Johann Laurentius Bausch zum 400. Geburtstag, hg. v. Toellner, Richard/Müller, Uwe, Partier, Benno u. a. (= Acta Historica Leopoldina 49). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2008. 333 S., 30 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. , ZRG GA 127 (2010)
Die Gründung der Leopoldina - Academia Naturae Curiosorum - im historischen Kontext. Johann Laurentius Bausch zum 400. Geburtstag, hg. v. Toellner, Richard/Müller, Uwe, Partier, Benno u. a. (= Acta Historica Leopoldina 49). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2008. 333 S., 30 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ist die nach Kaiser Leopold I. (Wien 9. Juni 1640-Wien 5. Mai 1705, Kaiser von 1658-1705) benannte älteste dauerhaft bestehende Akademie der Welt. Sie wurde nach der Accademia Nazionale dei Lincei (Italien 1603) in Schweinfurt im Zwinger des Brückentores am 1. Januar 1652 von den Ärzten Johann Lorenz Bausch, Johann Michael Fehr, Balthasar Metzger und Georg Balthasar Wohlfahrt als private Vereinigung gegründet. Nach einem Beschluss der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern nimmt sie seit dem 14. Juli 2008 die Aufgaben der deutschen nationalen Akademie der Wissenschaften wahr.
Anlässlich des 400. Geburtstags Johann Laurentius Bauschs fand in Schweinfurt in der Bibliothek Otto Schäfer vom 29. September bis 1. Oktober 2005 ein Leopoldina-Symposium mit drei Fachsitzungen mit insgesamt neun Vorträgen statt. Die Beiträge konnten erfreulicherweise in einem Sammelband veröffentlicht werden. Dieser ist rechtzeitig zum Auszeichnungsjahr der Einrichtung der Öffentlichkeit vorgelegt worden.
Dem einführenden Vorwort der Herausgeber folgen drei Untersuchungen über die Gründung der Leopoldina im wissenschaftlichen Umfeld, welche die Gründung (Uwe Müller), die Universitäten (Detlef Döring) und die Curiositas als akademisches Leitmotiv der frühmodernen Leopoldina (Laetitia Böhm) betreffen. Danach erfolgt der wichtige Vergleich mit Italien (Renato G. Mazzolini), England (Philipp Beeley) und Frankreich (Claude Debru). Abschließend verortet Richard Toellner die Leopoldina in der Akademiegeschichtsschreibung, während Heinz Schott die Medizinische Beobachtung und Robert Felfe die Sammlung in der Kunstkammer als zentrale Gründungsthemen verfolgen.
Im Anhang sind die Leges der Academia Naturae Curiosorum, die Bibliographie der Vorbilder und Vorgänger zu den im Rahmen des Gründungsprogramms der Academia seit 1661 erschienenen Monographien, das Programm der Academia und die Selbstdarstellung der Leopoldina und der Royal Society in London teils aufgenommen, teils erörtert. Ein Personenregister von Accoramboni bis Zwinger erschließt den Band und erfasst aus der Rechtswissenschaft beispielsweise Christian Thomasius. Angesichts der Einbindung auch der Jurisprudenz in die späteren Akademien ist die Gründungsgeschichte der Leopoldina auch für die Rechtswissenschaft durchaus von Interesse.
Innsbruck Gerhard Köbler