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Schulze, Hans K., Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu. Die griechische Kaiserin und das römisch-deutsche Reich 972-991 (= Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung Sonderband). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2007. 119 S. 19 Abb., 1 farb. Ausklapptaf. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 126 (2009)

Schulze, Hans K., Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu. Die griechische Kaiserin und das römisch-deutsche Reich 972-991 (= Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung Sonderband). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2007. 119 S. 19 Abb., 1 farb. Ausklapptaf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Unter den weit mehr als einhunderttausend Pergamenturkunden des niedersächsischen Landesarchivs ragt die so genannte Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu vom 14. April 972 hervor, die nach der 1810 vollzogenen Säkularisation des Reichsstifts Gandersheim in das Staatsarchiv in Wolfenbüttel gelangte. Sie wurde im Jahre 2005 zur Aufnahme in das Weltkulturerbe (Weltdokumentenerbe) vorgeschlagen. Sie unterlag aber dem Handexemplar der Brüder Grimm von der Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen von 1812/1815 und der 1507 erstmals den Namen Amerika für die neu entdeckte Welt verwendenden Weltkarte Martin Waldseemüllers, so dass sie nicht als erste mittelalterliche Urkunde in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde.

 

Da es bei Einleitung des Bewerbungsverfahrens keine Darstellung gab, welche diese außergewöhnliche Geschichtsquelle und die Umstände ihrer Entstehung einem breiteren Publikum auf angemessene Weise bekannt gemacht hätte, sollte oder musste im Zusammenhang mit der Bewerbung dieser Mangel beseitigt werden. Für diese Aufgabe wurde Hans K. Schulze als einer der besten Sachkenner gewonnen. Unabhängig vom enttäuschenden Ausgang der Bemühungen steht sein eindrucksvolles Ergebnis nun der Allgemeinheit in einladender Form zur Verfügung.

 

Der Prolog rühmt die in Purpur, Blau und Gold leuchtende, mit guten Gründen als Original angesehene Heiratsurkunde eines unbekannten Künstlers als die schönste Urkunde des europäischen Mittelalters, vielleicht sogar der ganzen Welt. Sie ragt bereits durch ihre ungewöhnliche Größe von 144,5 x 39,5 Zentimetern aus der Masse der mittelalterlichen Diplome heraus, bildet auf Grund ihrer malerischen Gestaltung ein Kunstwerk hohen Ranges und hat als historisches Dokument des Frühmittelalters weltgeschichtliche Bedeutung. Kein Wunder, dass das gesamte Werk eine überzeugende Liebeserklärung an seinen vielleicht im Oktober 989 nach Gandersheim gelangten und dort erst um 1700 von Johann Georg Leuckfeld wieder entdeckten und veröffentlichten, danach auch von Gottfried Wilhelm Leibniz bearbeiteten Gegenstand bildet.

 

Hans K. Schulze erörtert nacheinander umsichtig und einfühlsam Byzantinisches und römisch-deutsches Kaisertum, die statt der gewünschten Prinzessin Anna im Alter von vielleicht 12 Jahren gesandte falsche Braut (Theophanu, die Nichte des nach der Ermordung des Kaisers am 10./11. Dezember 969 herrschenden hochadligen Liebhabers der Kaiserin), die Heiratsurkunde, die Prinzessin aus dem Morgenland, ihr Sein in der neuen Um- und Lebenswelt, die Mitkaiserin und Teilhaberin am Reich, die Schlacht am Capo Colonne, das Herrscherhaus in der Krise, Theophanu und die sächsisch-thüringische Königslandschaft, Theophanius, durch göttliche Gnade Kaiser und Augustus und Theophanu - die griechische, in Nimwegen am 15. Juni 991 im Alter von 31 oder 32 Jahren an unbekannter Erkrankung verstorbenen Kaiserin. Im Anhang sind Heiratsurkunde in Regest, Text und Übersetzung, (gesonderte) Quellen, Literatur und Erläuterungen, Stammtafeln, Abbildungsnachweis und Abkürzungsverzeichnis beigegeben. Eine Klapptafel bietet eine verkleinerte Gesamtansicht des ungewöhnlichen Prachtstücks.

 

Insgesamt ist der sich ein eigenes Ziel setzende Band dem Gegenstand in beispielhafter Weise ebenbürtig. Durch ihn erlangen Dokument und Ereignis die ihnen gebührende allgemeine Aufmerksamkeit. Möglicherweise ist hinsichtlich des Weltdokumentenerbes ja das letzte Wort noch nicht gesprochen.

 

Innsbruck                                                                                                                                                                  Gerhard Köbler