Kaufmann, Uri R., Kleine Geschichte der Juden in Baden (= Regionalgeschichte - fundiert und kompakt). Braun/DRW-Verlag Weinbrenner, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2007. 224 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler. ZRG GA 126 (2009)
Kaufmann, Uri R., Kleine Geschichte der Juden in Baden (= Regionalgeschichte - fundiert und kompakt). Braun/DRW-Verlag Weinbrenner, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2007. 224 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Verfasser gliedert seinen mit dem Hochzeitsstein der Synagoge Eppingen geschmückten Überblick über die Geschichte der Juden in Baden naheliegenderweise zeitlich. Er beginnt mit Aschkenas – Judentum als Teil der mittelalterlichen Kultur. Dabei findet er erste Spuren in Kaiseraugst bei Basel für das vierte Jahrhundert, eine jüdische Gemeinde in Köln von 321/331 und jüdische Fernhändler am Hof Karls des Großen, jedoch keine Belege für die Anwesenheit von Juden zwischen Basel und dem heutigen Nordbaden bis zum 10. Jahrhundert.
Dann entstehen durch Zuwanderungen aus Italien und wohl auch aus Südfrankreich in Speyer, Worms und Mainz bedeutende Stätten jüdischer Gelehrsamkeit. Zwischen 1201 und 1250 sind nach einer mit dem Text nicht völlig übereinstimmenden Karte Juden mindestens in Lindau, Überlingen, Konstanz, Freiburg im Breisgau, Rosheim, Oberehnheim, Straßburg, Esslingen, Hagenau, Speyer, Kaiserslautern und Worms bezeugt. Verfolgungen von 1298, 1336/1338 und1348/1349 führen zu tiefen Einschnitten in die insgesamt erfolgreiche Entwicklung, wenn auch die Juden von Konstanz 1425 bei einem Anteil von einem Prozent an der Bevölkerung weitaus überdurchschnittliche 11,5 Prozent der städtischen Einnahmen liefern.
Nach Betrachtung neuer Refugien in der Epoche der Reformation und der Landjuden und Hofjuden des 17. und 18. Jahrhunderts ist der Verfasser rasch bei der Rechtsgleichheit des 19. Jahrhunderts. Vertiefte Aufmerksamkeit erfahren der Antisemitismus, die jüdische Renaissance im frühen 20. Jahrhundert sowie die Verfolgung und Deportation zwischen 1933 und 1945. Die auf die Stunde Null folgende Zukunft wird ebenso mit einem Fragezeichen versehen wie der Weg zu einer Normalisierung.
Im Anhang bietet der Verfasser ein Glossar, eine Zeittafel und einzelne Zeugnisse jüdischen Lebens. Ein (kommentiertes) Literaturverzeichnis ermöglicht die eigenständige Vertiefung. Verschiedene Abbildungen und Karten veranschaulichen den Recht und Verfassung nur wenig berührenden, für eine breitere Leserschaft gedachten hilfreichen Band.
Innsbruck Gerhard Köbler